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WAZ: Klimakatastrophe: Die technologische Revolution kann retten - Leitartikel von Wilhelm Klümper

Essen (ots)

Beim Thema Klimawandel wird jeden  Tag eine neue Sau
durchs Dorf gejagt. Am Wochenende überschlugen sich Politiker mit 
mehr oder weniger gelungenen Ratschlägen, wie der Umweltkatastrophe 
zu begegnen sei. Nach Glühbirnenverzicht, Heizung runterdrehen, 
TV-Standby ausknipsen, weniger Auto fahren, sollen Bürger jetzt auf 
Flugreisen verzichten und mehr Urlaub daheim machen. 
Sechs-Seen-Platte, Baldeneysee und Grillen am Kanal statt Kurzurlaub 
auf Mallorca, Shoppen in New York und Garnelen auf den Seychellen.
Es ist ja richtig, dass jeder sein Scherflein zur Gesundung 
unserer kranken Erde beitragen kann und auch muss. Aber der große 
Wurf ist die Aufforderung zur individuellen Einschränkung nicht. So 
hat EU-Kommissar Verheugen recht, wenn er vor hysterischem 
Aktionismus beim Umweltschutz warnt. Vielmehr müssten dringend alle 
Industriezweige mit ins Boot geholt werden, um der Klimakatastrophe 
zu begegnen.
Das ist der richtige Ansatz. In der Tat brauchen wir statt 
Moralpredigten vom Verzicht eine von Politik, Wirtschaft und 
Wissenschaft vorangepeitschte Technologie-Revolution. Wenn Mutter 
Erde bereits ächzend am Stock geht, dann ist es höchste Zeit, in 
einer konzertierten Aktion intelligente Lösungen zu finden.
In Deutschland muss jede Kommune, jedes Bundesland und die ganze 
Nation ihre Hausaufgaben machen. Das Ruhrgebiet mit seinen über fünf 
Millionen Einwohnern braucht beispielsweise endlich ein vernünftiges 
öffentliches Nahverkehrssystem. Der moderne deutsche Transrapid fährt
in China, hier sitzen wir beim Weg zur Arbeit in verdreckten, immer 
verspäteten Nahverkehrszügen. Das ist nicht intelligent.
Das nationale Aufbäumen gegen die Klimakatastrophe muss seine 
Fortführung in einem kompromisslosen Handeln der EU finden. Kanzlerin
Merkel hat angekündigt, dass sie den Klimaschutz während ihrer 
EU-Präsidentschaft zum Top-Thema machen werde. Bleibt zu hoffen, dass
sie in der EU forscher vorgeht als in der weichgespülten Berliner 
Minimal-Konsens-Koalition.
Damit wäre die Rettung der Erde noch nicht geschafft. Vor allem 
die Schwellenländer, von denen China und Indien die größten 
Ressourcenschlucker und Umweltverpester sind, müssen mit ins Boot 
geholt werden. Das wird schwer. Denn gerade erst schicken sich die 
Hungerländer von gestern an, die industrielle Revolution einzuläuten.
Es ist überlebenswichtig, das mit schlauer, umweltverträglicher 
Technologie zu tun.

Pressekontakt:

Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Thomas Kloß
Telefon: (0201) 804-8975
zentralredaktion@waz.de

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