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WAZ: Streit um Kohlekraftwerke Acht neue Wolkenmaschinen - Leitartikel von Christopher Onkelbach

Essen (ots)

Erst hatten wir den Hitzesommer 2003. Dann kam der
Hurrikan Katrina. Es folgten diverse Katastrophenfilme sowie Al Gores
Dokumentation "Eine unbequeme Wahrheit". Schließlich zeigte uns der 
Bericht des britischen Regierungsberaters Sir Nicolas Stern, wie 
teuer der Klimawandel wird. Und jüngst erschien der alarmierende 
UN-Weltklimabericht. Und nun haben die Krefelder die Nase voll.
Die Bürger wollen keine neuen Kohlekraftwerke vor ihrer Haustür. 
Sie haben Angst vor Feinstaub, Krebsrisiko, Kohlendioxid und 
überhaupt: der Klimawandel.
Acht neue Kohlekraftwerke sollen in den nächsten Jahren in NRW 
entstehen. Quer übers Land formieren sich bereits Bürgerinitiativen, 
die gegen diese "CO2-Schleudern" aktiv werden. Die Stimmung scheint 
zu kippen. Dazu passt, dass nach einer aktuellen Forsa-Umfrage die 
Mehrheit der Bundesbürger (57%) der Ansicht ist, dass die Politiker 
den Klimawandel nicht ernst genug nehmen würden.
Betrachtet man die Fakten, muss man den erzürnten Krefeldern 
Recht geben. In NRW wird bundesweit mit Abstand die größte Menge des 
klimaschädlichen Kohlendioxids in die Luft geblasen: 44 Prozent der 
deutschen Emissionen. Schuld daran sind vor allem die Kohlekraftwerke
im Lande. Dabei geht über die Hälfte der eingesetzten Energie als 
Abwärme verloren. Nur 35 bis 45 Prozent der verfeuerten Energie wird 
in Strom umgewandelt. Der Rest geht über die Kühltürme die Luft. 
Damit ist ein Kohlekraftwerk eher eine Wolkenmaschine, die nebenbei 
auch Strom erzeugt.
Doch was sind die Alternativen? Braunkohle? Zu schmutzig. 
Atomkraft? Zu teuer, zu riskant. Gas? Kommt aus Russland. Wind? 
Sonne? Erdwärme? Biomasse? Wasser? Das ist die Zukunft. Doch soweit 
sind wir noch nicht. Nach Meinung von Experten könnten im Stromsektor
frühestens ab 2030 erneuerbare Energiequellen einen Anteil von 30 
Prozent erreichen. Diese Zeit muss die Energiewirtschaft möglichst 
umweltschonend überbrücken. Bis dahin benötigen wir also noch die 
modernste Kraftwerkstechnik, die zur Verfügung steht.
Zugleich aber muss massiv in die Entwicklung und den Ausbau der 
erneuerbaren Energiequellen investiert werden. Denn halten wir an der
Kohleverstromung auf Dauer fest, wird Deutschland die Klimaziele nie 
erreichen können. Deshalb ist es wichtig, dass die Atmosphäre nicht 
länger kostenlos verschmutzt werden darf. Nur so können die 
Kraftwerksbetreiber gezwungen werden, bald umzusteuern.

Pressekontakt:

Rückfragen bitte an:
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Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-0
zentralredaktion@waz.de

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