All Stories
Follow
Subscribe to IGBCE Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

IGBCE Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

Papier-Tarifverhandlungen vertagt: Deutliche Interessensgegensätze

Die erste Runde der Tarifverhandlungen für die 46.000 Beschäftigten in der Papierindustrie ist heute (27. September) ohne Ergebnis geblieben. Die Gespräche gehen am 8. Oktober in die zweite Runde.

IGBCE-Verhandlungsführer Frieder Weißenborn reagierte heute ernüchtert auf den Verlauf der ersten Gesprächsrunde mit dem Verband „Die Papierindustrie“ (DPI) in Wiesbaden. „Wir liegen noch sehr weit auseinander, die Arbeitgeberseite muss sich deutlich bewegen, bis wir zu einem Ergebnis kommen können“, sagte er. Schon bei der ausführlichen und kontrovers geführten Wirtschaftsdebatte der beiden Verhandlungsparteien zeigte sich, dass man weit auseinanderliegt bei der Bewertung der aktuellen wirtschaftlichen Situation der Branche. „Die Arbeitgeber malen die Situation der Branche in schwärzesten Farben. Dabei ist dieses Bild falsch“, so Weißenborn.

Die IGBCE geht mit einem Forderungspaket aus drei Punkten in die Papier-Tarifrunde: Sie will für die 46.000 Beschäftigten der Branche eine Erhöhung der Entgelte um acht Prozent, jedoch mindestens 280 Euro mehr, einen Bonus in Zeit oder Geld exklusiv für IGBCE-Mitglieder sowie mehr Attraktivität für Schichtarbeit und andere Arbeitszeitmodelle erreichen. „Die Beschäftigten fordern eine Aufholjagd bei den Entgelten. Andernfalls droht sie am Arbeitsmarkt weiter an Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren“, erklärte Weißenborn. Zudem entspräche die Forderung nach einem Bonus für IGBCE-Mitglieder dem Wunsch der Beschäftigten. „Dieser Punkt ist für uns von zentraler Bedeutung. Ohne einen Mitgliederbonus werden wir nicht zu einer Lösung kommen.“

Der Arbeitgeberverband DPI wies die Forderungen zurück, ein Entgeltplus von acht Prozent würde die Branche überfordern. Einen Mindestbetrag lehne man ebenso ab wie einen Bonus exklusiv für IGBCE-Mitglieder – dieser würde die Belegschaften spalten.

„Es handelt sich um eine ambitionierte Tarifforderung für die Branche, die aber beileibe keine Überforderung darstellt“, sagte dazu IGBCE-Verhandlungsführer Weißenborn. Das Bild der wirtschaftlichen Lage der Branche sei zwar durchwachsen, Produktion, Auftragseingänge, Kapazitätsauslastung und Produktivität in den Betrieben hätten sich allerdings erholt oder stabilisiert. So habe die Produktion im ersten Halbjahr 2024 laut Daten des DPI um 6,9 Prozent zugelegt.

„Die wirtschaftliche Lage der Branche ist differenziert zu betrachten“, so Weißenborn. „Die derzeitigen Entgeltkosten liegen in der Papierindustrie bei etwa zwölf Prozent der Gesamtkosten.“ Die Beschäftigten seien aus Kostensicht nicht das Problem. „Wir sind die Lösung“, erklärte der IGBCE-Verhandlungsführer. Allerdings fehle es in vielen Betrieben an Personal. „Die finden keine Leute mehr“, konstatierte er. Wer wie die Branche unter massivem Fachkräftemangel leide, müsse dringend etwas tun, um die eigene Attraktivität erhöhen – etwa höhere Entgelte, flexiblere Schichtsysteme, familienfreundlichere Arbeitszeitmodelle.

Die deutsche Papierindustrie mit ihren 46.000 Beschäftigten bundesweit ist Markführer in Europa und der zweitgrößte Exporteur weltweit.

Die Tarifverhandlungen für die Papierindustrie werden nun ab dem 8. Oktober in Langenhagen bei Hannover mit der zweiten Runde fortgesetzt.

Für Rückfragen: Inken Hägermann, Tel.: +49 511 7631 129, mobil: +49 151 72 03 73 03, E-Mail: Inken.Haegermann@igbce.de

------------------------------------------------------------------
Industriegewerkschaft IGBCE
Verantwortlich: Lars Ruzic
Leiter Kommunikation
Königsworther Platz 6, 30167 Hannover
Telefon: 0511/7631-135 u. -306
Handy: 0151/23508638
Telefax: 0511/7000891
E-Mail:  presse@igbce.de
Internet: igbce.de

Über uns
Die IGBCE ist mit mehr als 570.000 Mitgliedern die zweitgrößte Industriegewerkschaft Deutschlands. Sie gestaltet die Arbeitsverhältnisse für gut 1,1 Millionen Beschäftigte in mehr als einem Dutzend Branchen, darunter Chemie/Pharma/Biotech, Energie/Rohstoffe/Bergbau, Kunststoff/Kautschuk, Papier, Keramik oder Glas. Vorsitzender der Multibranchengewerkschaft ist seit 2009 Michael Vassiliadis. Hervorgegangen ist die IGBCE 1997 aus einer Fusion der IG Chemie-Papier-Keramik, der IG Bergbau und Energie und der Gewerkschaft Leder.  
More stories: IGBCE Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie
More stories: IGBCE Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie
  • 26.09.2024 – 13:19

    IGBCE und Betriebsrat kritisieren strategische Neuausrichtung bei BASF

    Strategische Neuausrichtung der BASF IGBCE und Betriebsrat fordern: Nicht nur sparen, sondern innovativ denken und eigene Stärken ausspielen Die Chemiegewerkschaft IGBCE und der BASF-Betriebsrat kritisieren die heute vorgestellte Strategie-Neuausrichtung als zu einseitig gedacht. Dem Konzern gehe es im Schwerpunkt darum, Kosten einzusparen. Das reiche nicht als ...

  • 12.09.2024 – 15:28

    IGBCE-Vorsitzender Vassiliadis zu Chemie-Plänen der Bundesregierung

    Chemie-Maßnahmen der Bundesregierung bringen keine Entwarnung mit Blick auf die Arbeitsplätze in der Leitindustrie Zu den heute vom Bundeskanzler auf dem VCI-Summit skizzierten Maßnahmen zur Stärkung des Chemie-Standorts Deutschland erklärt der Vorsitzende der Chemiegewerkschaft IGBCE, Michael Vassiliadis: "Die heute auf dem VCI Summit skizzierten Pläne der Bundesregierung zur Stärkung des Chemie-Standorts ...

  • 20.08.2024 – 13:42

    IGBCE beschließt Forderung für Tarifrunde Papier

    Forderung für Tarifverhandlungen in der Papierindustrie beschlossen: Aufholjagd bei den Entgelten überfällig Eine Erhöhung der Entgelte um 8 Prozent, jedoch mindestens 280 Euro mehr, ein Bonus in Zeit oder Geld ausschließlich für IGBCE-Mitglieder, mehr Attraktivität für Schichtarbeit und andere Arbeitszeitmodelle: Dieses Forderungspaket für die Tarifrunde der Papierindustrie mit ihren 46.000 Beschäftigten hat ...