Haspa Hamburg-Studie II: Die Stadtteile im Vergleich
Hamburg (ots)
Hamburg muss sein Engagement gegen Kinderarmut und für mehr Bildung dringend verbessern. In Stadtteilen wie Altona-Altstadt und Wilhelmsburg verlassen bis zu 30 Prozent der Abgänger die Schule ohne Hauptschulabschluss, während dies in anderen Stadtteilen weniger als ein Prozent sind. Auch auf anderen Feldern gibt es extreme Unterschiede zwischen den Vierteln.
Im Bildungsvergleich muss Hamburg aufholen, will es zukunftsfähig bleiben. Die Quote der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss verbesserte sich zwar auf 7,8 Prozent (in 2009, zum Vergleich: in 2007 waren es noch 10,3 Prozent), aber es gibt weiterhin alarmierende Zahlen auf Stadtteilebene. In der Hansestadt selbst ist es der Stadtteil Altona-Altstadt (29,9%) gefolgt von Wilhelmsburg (26,2%). In Blankenese verließen dagegen lediglich 0,3 Prozent der Jugendlichen die Schule ohne Hauptschulabschluss. Dies ist eines der Ergebnisse der zweiten Haspa Hamburg-Studie, die im Auftrag der Hamburger Sparkasse vom Hamburger WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) erarbeitet wurde. Weitere Erkenntnis: In sechs Stadtteilen erhält fast jedes zweite Kind unter sieben Jahren Sozialhilfe. Das sind Veddel, Billstedt, Wilhelmsburg, Dulsberg, Rothenburgsort und Harburg. Für die ganze Stadt ergibt sich ein Wert von 25,6 Prozent. Das heißt: Jedes vierte Hamburger Kind ist auf staatliche Unterstützung angewiesen.
Für die Haspa sind die Ergebnisse der Studie ein Signal, ihr Engagement im Bildungsbereich zu intensivieren. "Wenn unsere Stadt zukunfts- und wettbewerbsfähig bleiben soll, muss das Bildungsniveau in der Spitze und in der Breite angehoben werden. Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung - nämlich keine Bildung", betont Dr. Harald Vogelsang, Vorstandssprecher der Haspa. "In Hamburg können wir nicht nach Gold schürfen oder Öl fördern. Daher muss diese Stadt in die Bildung ihrer Einwohner investieren. Intelligenz, Kreativität, Weltoffenheit und Mut sind die Rohstoffe unserer Stadt."
Dr. Silvia Stiller, Autorin der Studie und Forschungsdirektorin am HWWI, weist auf die ausgeprägten demografischen Unterschiede zwischen den Stadtteilen hin, die große Herausforderungen für die Stadtentwicklungspolitik darstellen. "Während einige Stadtteile in den nächsten Jahren rasant altern werden, bleiben andere jung. Soziale Probleme werden sich besonders dort verschärfen, wo die Alterung der Bevölkerung und ein geringes Einkommensniveau aufeinander treffen."
15,6 Prozent der Hamburger sind jünger als 18 Jahre, in Allermöhe und Duvenstedt ist jeder Vierte minderjährig. In diesen Stadtteilen findet sich auch der größte Anteil an Haushalten mit Kindern. Im Durchschnitt haben 19 von 100 Hamburgern das 65. Lebensjahr hinter sich gebracht. Sie verteilen sich sehr unterschiedlich auf die einzelnen Stadtteile. In der Hafencity, Hammerbrook und Veddel ist nicht einmal jeder Zehnte älter als 65 Jahre, während dies in Poppenbüttel auf mehr als ein Drittel der Bevölkerung zutrifft. Die älteren Einwohner Hamburgs leben vor allem in den Randgebieten im Norden der Stadt und in den Elbvororten.
Besonders junge Menschen zieht es in die Hansestadt
In Hamburg gibt es sieben Bezirke mit insgesamt rund 1,8 Millionen Einwohnern, die sich in 105 Stadtteile unterteilen. Die Stadt kann sich über einen Bevölkerungszuwachs freuen: In den Jahren 2000 bis 2009 verlegten über 84.000 Menschen mehr ihren Wohnsitz nach Hamburg als wegzogen. Am stärksten wachsen Allermöhe (22,8%) und Curslack (22,3%). Vor allem junge Menschen zieht es in die Hansestadt. Besonders die Gruppe zwischen 18 und 30 Jahren sorgte in den vergangenen Jahren für einen positiven Zuwachs der Bevölkerung und trägt dazu bei, dass gerade im Stadtzentrum der Anteil der Single-Haushalte besonders hoch ist. Insgesamt leben rund eine halbe Million Hamburger allein. Im Vergleich der Stadtteile mit mehr als 1000 Haushalten ist der Anteil von Alleinlebenden in Hamburg-Altstadt (71,5%), Hammerbrook (69,7%), Barmbek-Nord (69,1%) und Barmbek-Süd (67,6%) am höchsten.
Jeder zweite Allermöher hat einen Migrationshintergrund, jeder vierte ist unter 18 Jahren
Ende 2009 waren rund 236.000 Personen mit ausländischem Pass in Hamburg gemeldet, was einem Bevölkerungsanteil von 13,5 Prozent entspricht. Mehr als ein Drittel leben vor allem in Billbrook, Veddel, Kleiner Grasbrook, Wilhelmsburg und Harburg. Einen noch größeren Anteil an der Gesamtbevölkerung (28%) haben die 487.000 Deutschen mit Migrationshintergrund, die in Hamburg leben. In Allermöhe ist dies jeder Zweite, in Bergedorf und Lohbrügge jeder Dritte. In den nördlichen Stadtbezirken sowie in den Elbvororten ist der Anteil am geringsten.
Günstiges Wohnen im Süden
Am günstigsten wohnt man im Süden der Stadt - in Kirchwerder, Neuenfelde und Ochsenwerder. Zu den teuersten Lagen gehören die Stadtteile rund um die Alster und die Elbvororte: Platz 1 bis 3 belegen Rotherbaum, Harvestehude und Uhlenhorst. In den guten und mittleren Wohnlagen haben sich die Miet- und Kaufpreise in den vergangenen fünf Jahren verteuert. Allerdings liegen sie inflationsbereinigt derzeit deutlich unter den Höchstständen Anfang der 1990er Jahre. Der demografische Wandel führt zu einer größeren Zahl von kleineren Haushalten, die bevorzugt die Innenstadtlagen nachfragen. Dies führt zu rückläufigen Preisen an den Rändern der Stadt, Ausnahmen sind die Elbvororte und Teile der Walddörfer.
Die Studie
In der ersten Haspa Hamburg-Studie hatte Hamburg im Vergleich mit anderen deutschen Metropolen durch eine sehr hohe Lebensqualität überzeugt. "L(i)ebenswertes Hamburg" war deshalb auch der Titel. Die nun vorliegende zweite Studie zur Hansestadt nimmt die Stadtteile unter die Lupe. Hier zeigt sich ein sehr differenziertes Bild. Während es einige Stadtteile von einer relativ ungünstigen Ausgangssituation zu einem beliebten, prosperierenden Viertel schaffen, kämpfen andere mit der Abwanderung von Einwohnern. Insgesamt bietet Hamburg eine große Vielfalt und sehr unterschiedliche Lebensbedingungen. Die Studie befasst sich mit der Frage, wie sich die demografischen und sozioökonomischen Bedingungen in den Stadtteilen darstellen und welche Entwicklungen sich feststellen lassen. Dabei wurden insbesondere die Bereiche Demografie, Ökonomie sowie Bildung und Wohnen untersucht und miteinander verglichen.
Die vollständige Studie steht unter www.haspa.de als Download bereit.
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