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In der Verknüpfung von Gesundheitsbranche und Ernährungsindustrie liegt großes wirtschaftliches Potenzial in Sachsen-Anhalt -lesen Sie unser Interview mit dem leitenden Direktor der Regionalwirtschaft
Magdeburg (ots)
"Der Wachstumskurs der Gesundheitswirtschaft in Sachsen-Anhalt wird sich mittel- bis langfristig weiter fortsetzen", so das Fazit einer Studie der NORD/LB ( www.nordlb.de ). Die Beschäftigten in dieser Branche haben in Sachsen-Anhalt einen Anteil von 13,5 Prozent an der Gesamtbeschäftigten-Zahl. "Damit zählt die Gesundheitswirtschaft in diesem Land zu den beschäftigungsstärksten Bereichen und ist ein aussichtsreicher Wachstumsmarkt der Zukunft", resümiert Dr. Arno Brand (55), Direktor der Abteilung Regionalwirtschaft in der NORD/LB. Im Ergebnis der von ihm geleiteten Studie ist der Umsatz in den Bereichen Pharmazie, Medizintechnik, Gesundheits- und Sozialwesen in den Jahren 2004 bis 2008 von 596 Millionen Euro auf 1013 Millionen Euro gestiegen. Das sei laut Studie eine deutlichere Zunahme als im gesamten Bundesgebiet.
Der Begriff "Gesundheitswirtschaft" ist bislang in der Bevölkerung nicht sehr präsent. Es gibt noch allgemeinen Erklärungsbedarf, was sich konkret dahinter verbirgt.
Dr. Arno Brandt: Den Kernbereich der Gesundheitswirtschaft bilden die stationären und ambulanten Einrichtungen der Gesundheitsversorgung. Daran hängen Zulieferindustrien wie z.B. die Pharmaindustrie oder die Medizintechnik wie auch die Ernährungsindustrie; ebenso gesundheitsbezogene Dienstleistungen. Hier wird von dem 1. Gesundheitsmarkt gesprochen. Perspektivisch gesehen ist das Thema "Gesundheit" in der Gesellschaft immer präsenter. Das kommt dem so genannten 2. Gesundheitsmarkt zu Gute. Hier werden hauptsächlich private und individuelle Investitionen in die eigene Gesundheit getätigt, z.B. für Wellness, gesunde Nahrungsmittel, Sport, Aktivurlaub... Die Gesundheitswirtschaft ist eine Querschnittsbranche, in der genaue Abgrenzungen kaum möglich sind.
Ihre Studie ist zu dem Ergebnis gekommen, dass das Thema "Gesundheit" ein kräftiger Wirtschaftsmotor ist. Worin liegt das begründet?
Dr. Arno Brandt: Wachstumstreiber sind die immer älter werdende Bevölkerung und die Zunahme chronischer Krankheiten. Bestehende Produkte und Dienstleistungen aus der Gesundheitswirtschaft werden weiter-, neue werden entwickelt, es erschließen sich neue Anwendungsfelder. Das betrifft nicht nur den 1. Gesundheitsmarkt. Auch und gerade von dem großen Bereich außerhalb der erstattungsfähigen Ausgaben gehen wirtschaftliche Impulse aus. Ein wachsendes Gesundheitsbewusstsein, die Orientierung im ganzheitlichen Sinn - körperlich, seelisch, geistig, ökologisch - spielen eine immer größere Rolle.
Sie sagen der Gesundheitswirtschaft eine große Dynamik voraus und geben Ihre Studie weiter an wichtige Entscheider in der Wirtschaft wie auch in der Politik. Mit welcher Botschaft?
Dr. Arno Brandt: Zum einen geht es um die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung. Dem Phänomen der immer höheren Alterserwartung steht der starke Abwanderungstrend der Jugend gegenüber. Hinzu kommt, dass schon ein Großteil der Jugendlichen gesundheitliche Probleme hat auf Grund des veränderten Lebensstils.
In der Schlussfolgerung wird es zu einem dramatischen Mangel u.a. in den Pflegeberufen oder an Fachkräften in den Unternehmen der Gesundheitswirtschaft geben. Wenn nicht Nachwuchsförderung und Qualifizierung im Blick behalten werden, liegen hier enorme Gefahren, die die Entwicklung der Gesundheitswirtschaft bremsen können. Zum anderen gewinnt der Dienstleistungsexport an Bedeutung. In der Studie kam es uns darauf an, mit einem Blick von außen auf die ausbaufähigen Stärken des Landes hinzuweisen.
Wo liegen die Stärken, die kräftige Zugpferde sein können?
Dr. Arno Brandt: Wichtig ist eine leistungsfähige Wissenschafts- und Bildungsinfrastruktur. Die BIO Mitteldeutschland GmbH führt erfolgreich das Cluster-Management im Bereich der Biotechnologie und Pharmaindustrie.
Große Kompetenzen hat Sachsen-Anhalt in den Bereichen Biotechnologie und Neurowissenschaften. Des weiteren ist im Land eine leistungsstarke Ernährungsindustrie angesiedelt. Hier ergeben sich viele Schnittstellen zur Gesundheitswirtschaft im Hinblick auf gesundheitsfördernde Lebensmittel. Ein Land, das eine so gut aufgestellte Ernährungsindustrie vorweisen kann, hat alle Chancen, die Entwicklungslinien der bundesweiten Gesundheitswirtschaft mit zu bestimmen.
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