All Stories
Follow
Subscribe to Öko-Institut e.V.

Öko-Institut e.V.

Umfrage: Logistikbranche fordert Verlässlichkeit beim Umstieg auf Elektro-Lkw

One document

Gemeinsame Pressemitteilung Öko-Institut, Hochschule Heilbronn

Freiburg/Berlin, 24. Februar 2022

Umfrage: Logistikbranche fordert Verlässlichkeit beim Umstieg auf Elektro-Lkw

Damit Elektrofahrzeuge im Straßengüterverkehr erfolgreich eingesetzt werden, brauchen die Unternehmen Verlässlichkeit und Planungssicherheit. Dazu gehören eine zuverlässige und flächendeckende Energieinfrastruktur ebenso wie verlässliche und praxiserprobte Fahrzeugmodelle sowie niederschwellige Fördermöglichkeiten für Neuanschaffungen im Fuhrpark. Das zeigt eine aktuelle Befragung von rund 250 Transportunternehmen, die das Öko-Institut und die Hochschule Heilbronn im Forschungsprojekt „Strategie für die Elektrifizierung des Straßengüterverkehrs“ durchgeführt haben.

Dabei fordert ein Großteil der befragten Unternehmen, dass die Elektro-Lkw mindestens 500 Kilometer im Nah- und Regionalverkehr sowie 800 Kilometer im Fernverkehr fahren können sollten. Umwege für das Laden der Batterien oder Tanken von Wasserstoff werden nur in geringem Umfang und bis maximal zehn Kilometer toleriert.

„Transportunternehmen brauchen Zuverlässigkeit auf ganzer Linie“, fasst Katharina Göckeler, Wissenschaftlerin am Öko-Institut mit Schwerpunkt klimafreundlicher Güterverkehr zusammen. „Elektromobilität ist bislang im Fuhrpark wenig erprobt und wird zum Teil noch skeptisch gesehen. Gerade deshalb ist eine verlässliche Kommunikation aber auch klare Signale der Politik zur Förderung der Elektromobilität im Straßengüterverkehr nötig.“

Betriebliche Zuverlässigkeit der Fahrzeuge im Fokus

Die Umfrage zeigt zudem, dass neben den Gesamtkosten die Praxistauglichkeit und das Setzen auf bewährte Modelle im Fokus der Kaufentscheidung für neue Fahrzeuge stehen. Speziell für die Vielzahl kleiner Betriebe stellt die Anschaffung von Elektro-Lkw mit der im Vergleich zu Dieselantrieben – zumindest anfänglich – eingeschränkten Flexibilität ein Risiko für die Erfüllung ihres Transportgeschäfts dar. Die geforderten Reichweiten und Angaben zu typischen Standzeiten lassen allerdings auf grundsätzliche Potenziale für den Einsatz von Elektro-Lkw schließen.

„Der deutsche Straßengüterverkehr ist geprägt von einer starken Heterogenität“, so Jonas Heinzelmann, Wissenschaftler am Institut LOGWERT der Hochschule Heilbronn mit Schwerpunkt Alternative Antriebstechnologien. Dies spiegelt sich in den unterschiedlichen Anforderungen bei den Logistikunternehmen hinsichtlich der Umrüstung der Lkw- Flotten auf alternative Kraftstoff- und Antriebskonzepte wider. Während die Kriterien Nutzlast und Laderaumverluste abhängig vom Einsatzprofil an Relevanz variieren können, hat die Befragung gezeigt, dass vor allem die betriebliche Zuverlässigkeit neben der Verfügbarkeit erforderlicher Tank- und Ladeinfrastruktur als entscheidendes Kriterium für die Fuhrparkumstellung bewertet wurde.

Die Befragten weisen zudem auf ein hohes finanzielles Risiko bei der Beschaffung von neuartigen Fahrzeugmodellen und angesichts wenig verlässlicher politischer Rahmenbedingungen hin. Diese Risiken würden von den Förderbedingungen (Stand: Frühjahr 2021) nicht oder nur unzureichend aufgefangen. So wünschen sich die Unternehmen etwa eine Förderung beim Fahrzeugkauf sowie Entlastungen im Betrieb bei der Maut oder der Kfz-Steuer.

Handlungsdruck durch novelliertes Klimaschutzgesetz steigt

Dabei erkennen die Unternehmen weitgehend die Anforderungen des Klimaschutzes an. Demnach sollen laut neuem Klimaschutzgesetz die Emissionen im Verkehrssektor bis zum Jahr 2030 gegenüber heute etwa halbiert werden. Der Straßengüterverkehr ist mit einem Anteil von einem Drittel an diesen Emissionen ein wichtiger Hebel für mehr Klimaschutz.

Die Forscherinnen und Forscher formulieren aufbauend auf die Befragung konkrete Handlungsempfehlungen an die Politik – im Fokus: ein klares Zielbild pro Elektromobilität, das Planungssicherheit für Unternehmen schafft. Insbesondere Kleinunternehmen bräuchten finanzielle Unterstützung, da sie ein besonders hohes Investitionsrisiko tragen und über geringe personelle Kapazitäten verfügen. Hier können niederschwellige Informations- und Förderangebote helfen. Spezielle Wartungs-, Service- und Schulungsangebote für neue Fahrzeugtechnologien könnten das Angebot ergänzen. Zudem sollte der Aufbau von betrieblicher Ladeinfrastruktur in den Depots und an den Laderampen frühzeitig gefördert werden.

Policy Brief „Anforderungen der Logistikbranche an einen Umstieg auf klimaschonende Fahrzeugtechnologien“ des Öko-Instituts

2. Teilbericht „Anforderungen der Logistikbranche an einen Umstieg auf klimaschonende Fahrzeugtechnologien“ im Projekt „StratES: Strategie für die Elektrifizierung des Straßengüterverkehrs“ des Öko-Instituts und der Hochschule Heilbronn

Weitere Informationen zum Forschungs- und Dialogvorhaben: „StratES – Strategie für die Elektrifizierung des Straßengüterverkehrs“ (auf der Website des Förderprogramms „Erneuerbar Mobil“ des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz)

Ansprechpartnerin und -partner am Öko-Institut

Katharina Göckeler

Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institutsbereich

Ressourcen & Mobilität

Öko-Institut e.V., Büro Berlin

Telefon: +49 30 405085-312

E-Mail: k.goeckeler@oeko.de

Florian Hacker

Stellv. Leiter des Institutsbereichs

Ressourcen & Mobilität

Öko-Institut e.V., Büro Berlin

Telefon: +49 30 405085-373

E-Mail: f.hacker@oeko.de

Das Öko-Institut ist eines der europaweit führenden, unabhängigen Forschungs- und Beratungsinstitute für eine nachhaltige Zukunft. Seit der Gründung im Jahr 1977 erarbeitet das Institut Grundlagen und Strategien, wie die Vision einer nachhaltigen Entwicklung global, national und lokal umgesetzt werden kann. Das Institut ist an den Standorten Freiburg, Darmstadt und Berlin vertreten.

www.oeko.de | Podcast | blog.oeko.de | Twitter | Instagram | Onlinemagazin

Ansprechpartner an der Hochschule Heilbronn

Jonas Heinzelmann, M.Sc.

Institut LOGWERT, Hochschule Heilbronn

Bildungscampus 9, 74076 Heilbronn

Telefon: +49 7131 5041134

E-Mail: jonas.heinzelmann@hs-heilbronn.de

Mit über 8.000 Studierenden ist die Hochschule Heilbronn eine der größten Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg. Ihr Kompetenz-Schwerpunkt liegt auf den Bereichen Technik, Wirtschaft und Informatik. An vier Standorten in Heilbronn, Heilbronn-Sontheim, Künzelsau und Schwäbisch Hall bietet die Hochschule mehr als 50 Bachelor- und Masterstudiengänge an. Die Hochschule pflegt enge Kooperationen mit Unternehmen aus der Region und ist dadurch in Lehre, Forschung und Praxis gut vernetzt.

www.hs-heilbronn.de

Öko-Institut e.V.
Mandy Schoßig
Öffentlichkeit & Kommunikation
Borkumstraße 2
D-13189 Berlin
Tel: +49 30 405085-334 
m.schossig@oeko.de
More stories: Öko-Institut e.V.
More stories: Öko-Institut e.V.
  • 23.02.2022 – 11:00

    Homeoffice trägt zum Klimaschutz bei

    Pressemitteilung Freiburg/Berlin, 23. Februar 2022 Homeoffice trägt zum Klimaschutz bei Mit mehr Homeoffice können bis zu 3,7 Millionen Tonnen klimaschädliche Treibhausgase pro Jahr eingespart werden. Selbst wenn ein Großteil der Pendelwege im eigenen Pkw zurückgelegt werden, wie das im Jahr 2021 der Fall war. Fahren dagegen wieder mehr Menschen mit ...

    One document
  • 25.01.2022 – 11:00

    Die ungenutzten regulatorischen Potenziale von Zertifikaten, Labels und Siegeln

    Pressemitteilung Freiburg/Berlin, 25. Januar 2022 Die ungenutzten regulatorischen Potenziale von Zertifikaten, Labels und Siegeln Private Standards, Zertifikate, Label oder Siegel könnten helfen, Regelungs- und Lücken in transnationalen Lieferketten zu schließen. Und zwar dort, wo Regeln oder der ...

    One document
  • 18.01.2022 – 11:00

    Studie: Energetische Sanierungen zentral für Klimaschutz und bezahlbares Wohnen

    Gemeinsame Pressemitteilung von Öko-Institut und Institut für ökologische Wirtschaftsforschung Freiburg/Berlin, 18. Januar 2022 Studie: Energetische Sanierungen zentral für Klimaschutz und bezahlbares Wohnen Wer mit Heizöl oder Erdgas heizt, muss in diesem Winter für seine warme Wohnung so viel ...

    One document