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Finanzielle Investitionen in Start-ups lohnen sich für Hochschulen nicht

In den letzten Jahren haben zahlreiche Universitäten viel Geld in Start-ups investiert. Jedoch mit wenig Erfolg. Dafür gibt es mehrere Erklärungen, sagt Prof. Dr. Dries Faems von der WHU – Otto Beisheim School of Management.

Finanzielle Investitionen in Start-ups lohnen sich für Hochschulen nicht

„In den vergangenen zehn Jahren haben viele Universitäten Geld in die Einrichtung von Hubs und Inkubatoren investiert, um die Kultivierung von erfolgreichen Start-ups zu unterstützen. Die Ziele waren ehrgeizig. Diese unternehmerischen Brutstätten wurden als dringend benötigte Einrichtungen zur Wertsicherung des vorhandenen Wissens gesehen. Zusätzlich sollten sie den Universitäten dabei helfen, aus ihren Elfenbeintürmen auszubrechen. Darüber hinaus stellten sie für die Hochschulen ein neues Einkommensmodell dar, dass es ihnen hätte ermöglichen sollen, als Investor und Anteilseigner der jungen Unternehmen ordentlich an den Gewinnen der erfolgreichen Start-ups mitzuverdienen.

Doch heute überwiegen Enttäuschung und Verzweiflung über die Resultate. Die erfolgreiche Übersetzung von wissenschaftlichen Erkenntnissen in attraktive Start-ups ist schwieriger, als die meisten Hochschulleitungen angenommen haben. Darüber hinaus ist die Hoffnung auf die Entstehung von Einhörnern, die viel Geld in die Kasse gespült hätten, einer wachsenden Besorgnis über die Kosten gewichen, die den Universitäten durch die Inkubatoren entstanden sind. Ich möchte anhand von drei Gründen erklären, warum Universitäten keine erfolgreichen Start-up-Investoren sein können.

Gefangen im falschen Spiel

Eine Universität zu leiten, ist wie ein Schachspiel. Die Verantwortlichen müssen sich sehr genau überlegen, wie der nächste Schritt aussieht, und dabei eine Vielzahl von Zielen und Interessen berücksichtigen. Fehler müssen so weit wie möglich vermieden werden. Allerdings ist das Investieren in Start-ups kein Schachspiel, sondern eher mit einer Runde Roulette im Casino zu vergleichen. Wagniskapital-Investoren bauen ein differenziertes Portfolio von Glücksspielen auf und nehmen dabei in Kauf, dass die Mehrheit ihrer Investitionen scheitern wird. Sie generieren ihre Gewinne mit der Ausnahme, dem einen erfolgreichen Start-up, das alle anderen Investitionen aufwiegt. Hochschulleitungen spielen jedoch kein Roulette. Wenn die ersten Start-ups unterzugehen drohen, bilden sich schnell kleine Schweißperlen auf den Stirnen der Schachspieler. In aller Panik wird dann der Geldhahn zugedreht, sodass die riskantesten Start-ups im Portfolio gar nicht erst die Chance bekommen haben, zu erfolgreichen Scale-ups heranzuwachsen.

Universitäten sind Risikokapitalgebern nicht gewachsen

Start-ups mit viel Potenzial haben heute relativ wenige Schwierigkeiten, eine Finanzierung zu bekommen. Zusätzlich sind Risikokapitalgeber proaktiv auf der Suche nach den heißesten Kandidaten. An meiner eigenen Universität zum Beispiel stellen Venture-Capital-Firmen Studierende an, die auf dem Campus nach anderen Studierenden suchen, die an interessanten Unternehmen arbeiten. Auf diese Weise versuchen sie, den unternehmerischen Nachwuchs so schnell wie möglich für sich zu gewinnen. Daher scheint es für Universitäten extrem schwer zu werden, in einem solchen Wettbewerbsumfeld einen großen Fisch an Land zu ziehen. Das bedeutet, dass die Universitäten am Ende in zweitklassige Talente investieren müssen, was die Chancen auf einen entscheidenden Investitionserfolg deutlich verringert.

Vorstellung und Realität klaffen auseinander

Es gibt auch einen großen Unterschied zwischen dem, was Universitäten denken, wie ein Start-up aussehen sollte, und wie die meisten Start-ups tatsächlich funktionieren. Der Besuch eines echten Start-ups macht in der Regel wenig Spaß. Schweißgeruch, leere Pizzakartons und unbequeme Stühle aus dem Secondhand-Laden sind charakteristische Merkmale eines durchschnittlichen Start-ups. Die Start-up-Hubs auf den Campussen unserer Hochschule sehen hingegen schöner aus. Hier sind es vor allem Sitzsäcke, sandgestrahlte Ziegel und ein Platz für eine Hightech-Kaffeemaschine, die das Bild prägen. Die Frage ist, ob dieses liebevolle Kuscheln mit Start-ups letztlich einen Mehrwert liefert. Der berühmte Stanford-Professor Steve Blank sieht das nicht so. Er weist darauf hin, dass solche Initiativen vor allem "Innovationstheater" sind, bei dem viel Wert auf die äußere Erscheinung gelegt wird, aber wenig konkrete Ergebnisse zu Tage gefördert werden.

Universitäten können die wichtigen Akteure zusammenbringen

Nichtsdestotrotz haben die Universitäten eine konstruktive Rolle bei der Stimulierung von Gründungsaktivitäten zu spielen. Die Universität kann ein wichtiger Treffpunkt sein, an dem sich Investoren und junge unternehmerische Talente finden können.

An der WHU organisieren Studierende jährlich die sogenannte IdeaLab-Konferenz: Eine von den Studierenden organisierte und von Unternehmen finanzierte Veranstaltung, zu der Studierende bekannte und erfolgreiche Alumni einladen, die ihre Erfahrungen teilen. Die Studierenden erhalten direktes Feedback zu ihren Ideen und es werden nützliche Kontakte geknüpft. Oft sind Alumni die ersten Investoren bei neuen Start-ups, die während oder nach dem Studium gegründet werden. Auf diese Weise hilft die Universität, ein einzigartiges Ökosystem aufzubauen, in dem sie nicht aktiv als Investor auftritt, sondern die Voraussetzungen für andere Investoren schafft.

Experimentieren sollte möglich sein

Die Universität kann auch als ein sicherer Hafen fungieren, in dem junge Unternehmer scheitern können und dürfen. Experimentieren, Veränderungen und Scheitern sind wesentliche Erfahrungen für jemanden, der es in der Start-up-Welt schaffen will. Universitäten können ein ideales Umfeld sein, um solche Erfahrungen zu ermöglichen und anzuregen.

Kurz gesagt, ich sehe wenig Zukunft für eine Universität, die als Risikokapitalgeber fungiert und mit Investitionen in Start-ups stattliche Renditen erzielen möchte. Jedoch sehe ich eine wichtige Rolle für Universitäten in der Schaffung eines unternehmerischen Ökosystems.“

Der Artikel erschien im Original in der niederländischen Zeitung „Financieel Dagblad“: https://fd.nl/opinie/1389782/universiteit-blijf-bij-je-leest-investeer-niet-in-start-ups

Infos zur Person

Prof. Dr. Dries Faems

Prof. Dr. Dries Faems ist Inhaber des Lehrstuhls für Entrepreneurship, Innovation and Technological Transformation an der WHU – Otto Beisheim School of Management. Er ist Experte für Zusammenarbeit bei Innovationen. In seiner Forschung und Lehre befasst sich Prof. Faems mit Inhalten wie Allianzen für Forschung und Entwicklung, Zusammenarbeit bei der digitalen Transformation und Innovations-Ökosysteme. Er ist wissenschaftlicher Co-Direktor des WHU Entrepreneurship Center und koordiniert den WHU Innovation Ecosystem Hub.

Bernadette Wagener
Associate Director Public Relations
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