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Philologenverband: Folgen einer Komplettrückkehr zur alten Rechtschreibung sind für Schüler nicht zumutbar! Appell an Ministerpräsidenten, sich auf einheitliches Kompromiss-Votum zu verständigen!

Berlin (ots)

Den Versuchen, die Folgen einer vollständigen
Rückkehr zur Rechtschreibung von 1991 an den Schulen zu
bagatellisieren, tritt der Vorsitzende des Deutschen
Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger, entgegen. "Ein
komplettes Zurück zur alten Rechtschreibung ist für die Schüler
nicht zumutbar", sagte er. Er widersprach damit ausdrücklich auch
dem Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, der eine
Rückumstellung als weitgehend unproblematisch bezeichnet hatte.
Im Einzelnen würde ein Komplettrückkehr die Schulen nach Ansicht
des DPhV-Vorsitzenden vor folgende schwerwiegende Probleme stellen:
1. Die gesamte Systematik des Rechtschreibunterrichts wäre
gefährdet. Da in jedem Schuljahr aufbauend andere Schwerpunkte der
Rechtschreibung (z. B. in der Unterstufe des Gymnasiums ss/ß-
Schreibung, in der Mittelstufe Zusammen – und Getrenntschreibung)
unterrichtet werden, wäre es unmöglich, der jetzigen
Schülergeneration eine über Jahrgangsstufen hinweg kontinuierliche,
aufbauende Kenntnis der deutschen Rechtschreibung zu vermitteln.
2. Als weitere Folgewirkung ist zu befürchten, dass bei den
Schülern die Rechtschreibsicherheit abnehmen und keinesfalls zunehmen
wird. Die bei einer Komplettrückkehr wiederum unumgängliche
mehrjährige Übergangsfrist ermuntere die Schüler geradezu, sich weder
mit neuer noch mit alter Rechtschreibung intensiv zu befassen.
3. Es werden auf Jahre hinaus kaum genügend Bücher in alter
Rechtschreibung zur Verfügung stehen. Da die Kommunen und Länder
derzeit ihre Bücherzuschüsse ständig reduzieren, könnten die Kosten
für neue Bücher entweder nur komplett an die Eltern weitergegeben
werden oder Neuanschaffungen müssten auf Jahre hinaus unterbleiben.
Letzten Endes stellt sich damit die Frage, ob die Lehrmittelfreiheit
noch aufrecht erhalten werden kann.
4. Die Lehrer-Unterrichtsmaterialien in sämtlichen Fächern sind in
neuer Rechtschreibung verfasst. Diese müssten mit hohem Aufwand
ersetzt werden. Hinzu kommt, dass der in den vergangenen Jahren
nötige zusätzliche Korrekturaufwand für die vorgeschriebene
Kennzeichnung von Schreibweisen als "überholt" über weitere fünf bis
zehn Jahre fortgesetzt werden müsste.
"Außerdem sehe ich die Gefahr, dass eine ganze Generation von
Jugendlichen den Glauben an die Verlässlichkeit politischer
Entscheidungen zu verlieren droht", betonte Meidinger.
Der DPhV-Vorsitzende bekräftigte die Position seines Verbandes,
der deutliche Nachbesserungen bei der Zusammen- und
Getrenntschreibung stets als notwendig bezeichnet hatte. Es dürfe
aber nicht übersehen werden, dass große Teile der Rechtschreibreform
wie etwa die neue ss/ß-Schreibung weitgehend unumstritten seien.
Meidinger richtete einen dringenden Appell an die
Ministerpräsidenten-Konferenz, durch einen einheitlichen Beschluss,
der Nachbesserungen in Teilbereichen auf der Grundlage der jetzigen
Reform vorsehe, endgültig für "Rechts- und Rechtschreibsicherheit" zu
sorgen.
ots-Originaltext: DPhV Dt. Philologenverband
Digitale Pressemappe:
http://www.presseportal.de/story.htx?firmaid=44000

Kontakt:

DPhV - Deutscher Philologenverband
Eva Hertzfeldt
Pressesprecherin
Telefon: 030 - 40 81 67 89
Mobil: 0172 - 305 08 67
EMail: presse@dphv.de

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