Freie Ärzteschaft: Auf Lauterbachs Ignoranz gemeinsam reagieren!
Essen/Hamburg (ots)
Auf ihrer Jahres-Mitgliederversammlung Anfang November in Düsseldorf erarbeitete die Freie Ärzteschaft (FÄ) verschiedene konkrete Empfehlungen für Praxisärztinnen und -ärzte zum Umgang mit der gesundheitspolitischen Ignoranz auf den Mitte August vorgelegten 7-Punkte-Forderungskatalog der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und zahlreicher Verbände.
Der erneut im Amt bestätigte 1. Vorsitzende der FÄ, Wieland Dietrich, machte dabei keinen Hehl aus seiner Empörung darüber, dass sich Bundesgesundheitsminister Dr. Karl Lauterbach bislang noch immer nicht angemessen zu den Forderungen geäußert habe.
Mit weiteren Protestaktionen gegen die aktuelle Gesundheitspolitik
Großen Zuspruch fand der Vorschlag von Dr. Silke Lüder, der ebenfalls wiedergewählten Vize-Vorsitzenden, weitere gemeinsame und konzertierte Protestaktionen auf regionaler und Bundesebene anzuregen und zu unterstützen - beispielsweise in Form einer Groß-Demonstration in Berlin unter Mitwirkung möglichst aller relevanten Organisationen und Verbände und gern auch zusammen mit Apothekerinnen und Apothekern. "Denn die bekommen die Folgen des E-Rezepts schließlich auch zu spüren."
Minimalversorgung als Antwort auf Mangelfinanzierung
Einigkeit herrschte innerhalb der diesjährigen FÄ-Mitgliederversammlung auch dahingehend, möglichst keine nicht oder nicht ausreichend finanzierten Leistungen mehr "auf Kasse" zu erbringen oder sich bei schlechter Honorierung zumindest auf ein Leistungsminimum zu beschränken. Stattdessen gelte es, Privat- und Selbstzahler-Sprechstunden auszubauen und die Kostenerstattung nach SGB V §13 auszuschöpfen, betonte Dietrich.
Digitale Zwangsvernetzung verweigern
Einen weiteren Schwerpunkt ihrer Arbeit sieht die Freie Ärzteschaft weiterhin in einer äußerst kritischen Betrachtung der Telematikinfrastruktur (TI) und darin, sich dabei der "digitalen Vergewaltigung" aktiv entgegenzustellen. "Wir lehnen nicht nur den damit verbundenen erhöhten Bürokratieaufwand ab, sondern sehen auch die Gefahr von Cyber-Risiken und einer Kompromittierung der ärztlichen Schweigepflicht durch Einführung elektronischer Patientenakten", warnte Dietrich eindringlich. "Grundlage unserer Tätigkeit ist jedoch die ärztliche Schweigepflicht!" Von daher solle aus Sicht der Freien Ärzteschaft keine Befüllung der ePA erfolgen, stattdessen sei den Patienten zum Opt-Out zu raten. Kritische Stimmen gab es im Zusammenhang mit der Zwangseinführung elektronischer Patientenakten auch bezüglich der Honorierung für die Erstbefüllung. "Diese mit rund 10 Euro abzugelten, ist nicht nur eine Zumutung, sondern grenzt an Zynismus", kommentierte der Essener Dermatologe dazu.
Um den überfälligen Bürokratieabbau weiter nach vorne zu bringen, rät die FÄ, keine Kassenanfragen mehr zu beantworten, die nicht unmittelbare Patienteninteressen betreffen, und auch keine Termine an Terminservicestellen zu melden. Wieland Dietrich erläuterte dazu: "Die Zusammenarbeit mit diesen Servicestellen ist bürokratischer und teurer als eine direkte Terminvergabe über die Praxen und zudem ineffizient. Denn erfahrungsgemäß erscheinen viele Patientinnen und Patienten nicht zu den über solche Einrichtungen vergebenen Terminen, was zu Zeiten knapper Praxistermine und langer Wartezeiten diese unhaltbare Situation nur noch weiter verschärft!"
Über die Freie Ärzteschaft e.V.
Die Freie Ärzteschaft e. V. (FÄ) ist ein Verband, der den Arztberuf als freien Beruf vertritt. Er wurde 2004 gegründet und zählt heute mehr als 2.000 Mitglieder: vorwiegend niedergelassene Haus- und Fachärzte sowie verschiedene Ärztenetze. Vorsitzender des Bundesverbandes ist Wieland Dietrich, Dermatologe in Essen. Ziel der FÄ ist eine unabhängige Medizin, bei der Patient und Arzt im Mittelpunkt stehen und die ärztliche Schweigepflicht gewahrt bleibt.
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