Neue OZ: Kommentar zu Unternehmen
Deutsche Bahn
Osnabrück (ots)
Keine Spielchen
Dass eine Rezession auch die Bahn AG ausbremst, ist keine Überraschung. Zu eng sind die Branchen miteinander verwoben, als dass die Einbrüche bei Autobauern, Stahlkochern oder in der Bauindustrie spurlos an Deutschlands größtem Logistikkonzern vorübergehen. Ein Notfallplan ist also durchaus angezeigt.
Keine Überraschung ist allerdings auch, dass der gewiefte Taktiker und Bahnchef Hartmut Mehdorn die konjunkturelle Abwärtsfahrt als Alibi nutzt. Seine düsteren Szenarien von bis zu 40 Prozent Rückgang im Güterverkehr sind Teil einer geschickten Abwehrstrategie vor der anstehenden Tarifrunde. Mit dieser Analyse liegt die Gewerkschaft Transnet durchaus richtig. Solange Mehdorn eine Gewinnsteigerung 2008 weiter für realistisch hält, muss er sich zu Recht den Vorwurf des Bluffs gefallen lassen.
Nicht anders war es vor Jahresfrist im quälend langen Lokführer-Streik: Auch hier hatte Mehdorn mit der Ankündigung, höhere Gehälter müssten die Kunden beim Fahrkartenkauf bezahlen, Stimmung für sich machen wollen. Er hatte sich getäuscht. Wenn fadenscheinig argumentiert wird, reagiert der Gegner hart - was die elfprozentige Lohnerhöhung für das Lok-Personal beweist. Der Abschluss der IG Metall hat vor kurzem gezeigt, wie schwierig es ist, in diesen fiebrigen Zeiten kühl zu verhandeln. Bei ihrer stolzen Zehn-Prozent-Forderung kann die Transnet gewiss nicht bleiben. Aber auch für Hitzkopf Mehdorn gilt: Die Krise für Spielchen zu nutzen ist schnöde.
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