Neue OZ: Kommentar zu Geschichte
Berlin
Ohnesorg
Osnabrück (ots)
Wie banal
Viele von denen, die um das Jahr 1968 hinter den Cohn-Bendits und Dutschkes dieser Bundesrepublik hergelaufen sind, pflegen in ihrem politischen Selbstverständnis das ganz große Karo. Siedeln ihre damalige Rolle irgendwo zwischen Muff-von-1000-Jahren-Beseitung und Weltrevolution an. Und haben sich verschätzt.
Das beginnt bei ihren Feindbildern: Kein BRD-Imperialismus und keine CIA haben den Studenten Benno Ohnesorg umgebracht. Es war ein Scherge der DDR-Staatssicherheit in den Reihen der Westberliner Polizei. Wie banal: Die Auflehnung gegen die parlamentarische Demokratie wurde weniger von Idealen als von einem Handlanger besonders übler Spitzel-Bürokraten befeuert. Ist damit der Generalverdacht der damaligen "Gehn Se' doch rüber in die Ostzone"-Schreier erhärtet, die Linken hätten willentlich das Geschäft der Politbüros in Berlin und Moskau betrieben? Sicher nicht. So eindimensional ist Geschichte nie.
Aber so glorios, wie es die Mythen der Achtundsechziger glauben machen wollen, eben auch selten. Immerhin lehren der Fall Ohnesorg und seine historische Nachwirkung, wie leicht sich manch selbst ernannter Revolutionär manipulieren ließ. Genau da liegt nun der Erkenntnisgewinn. Über die DDR hingegen nichts Neues: Ob Mauerbau, Hohenschönhausen-Knast oder der Ohnesorg-Tod - stets wird eine Parteidiktatur sichtbar, der außer ihrer Herrschaftssicherung nichts heilig, der Mensch nichts wert war.
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