Neue OZ: Kommentar zu Sprache
Unwort
Osnabrück (ots)
Klares Fehlurteil
Mit einem einzigen Wort kann man alles Mögliche tun. Man kann verharmlosen (Peanuts, Unwort 1994). Man kann einpeitschen (Überfremdung, 1993). Und natürlich kann man lügen (Freiwillige Ausreise, 2006).
Sprache schafft Bewusstsein - im schlimmsten Fall, ohne dass man es merkt. In einer Medienwelt sind Worte also mächtig; das verbale Reinwaschen wurde längst professionalisiert. Kommunikation ist ein Wirtschaftszweig. Hier liegt die Aufgabe der Unwort-Jury. Jahr um Jahr straft sie einen Begriff ab, der allzu dreist die Wahrheit verdreht. Ein Grund für Schönfärber, sich unsicher zu fühlen. Gut so!
Das Wort "betriebsratsverseucht" hat hier aber nichts zu suchen. Das kollektive Bewusstsein konnte es schon deshalb nicht prägen, weil es bis gestern keinem bewusst war. Als es in einem ARD-Magazin zum ersten Mal öffentlich wurde, diente es gar nicht der Herabminderung von Arbeitnehmern. Im Gegenteil: Es sollte schon damals Empörung schüren - gegen Sprachschöpfer, denen ihre Erfindung nur nachgesagt wurde. Damit schießt die Unwort-Jury nicht nur ins Leere. Sie urteilt auch noch nach dem Hörensagen. Und das soll guter Umgang mit Worten sein? Solche Entscheidungen machen das Unwort als Institution überflüssig.
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