Neue OZ: Kommentar zu Kindesmissbrauch
Osnabrück (ots)
Skandal zu lange ignoriert
Enttäuschung, Wut und Schmerz sind groß: Die Enthüllungen über neue Fälle von Kindesmissbrauch reißen nicht ab.
Es wäre jedoch falsch, die sexuellen Verbrechen an Schutzbefohlenen zu einem alleinigen Problem der katholischen Kirche zu erklären, wie die jüngste Debatte fast vermuten lässt. Kindesmissbrauch ist vielmehr ein gesamtgesellschaftlicher Skandal, der zu oft ignoriert wurde und leider viele Tatorte kennt - wie die Umkleidekabine im Sportverein oder das Haus des Onkels. Das zeigt auch der neueste Fall in einem privaten Elite-Internat.
Wie konnte es geschehen, dass Täter in den 1980er-Jahren oft nicht vor Gericht gestellt, sondern bestenfalls versetzt wurden? Hat man klagende Opfer nicht ernst genommen? Und warum haben sich andere Kinder über das ihnen widerfahrene Unrecht nicht zu reden getraut?
Die Lehre aus diesem Skandal lautet: Allen Verdachtsfällen muss konsequent nachgegangen werden. Täter verdienen kein falsch verstandenes Mitleid, sondern harte Strafen. Die Opfer verjährter Fälle benötigen Hilfe, Entschädigungszahlungen, Anerkennung und Schutz vor infamen Vorwürfen.
Zudem müssen alle Einrichtungen, die Kinder in Obhut haben, ihr Frühwarnsystem überprüfen, damit künftig mehr Fälle von Kindesmissbrauch verhindert werden können. Die Kirche könnte dabei eine Vorreiterrolle spielen.
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