Neue OZ: Kommentar zu Duisburg
Loveparade
Osnabrück (ots)
Turmbau zu Duisburg
Übersteigerter Stolz, damals Hybris genannt, zog schon in der antiken Glaubenswelt den Zorn der Götter nach sich. Die katholische Theologie zählt ihn bis heute zu den sieben Todsünden. Und aus dem biblischen Buch der Sprüche stammt eine weitverbreitete Redensart: "Hochmut kommt vor dem Fall."
Der Duisburger Wunsch, von der strukturschwachen Schmuddelstadt per Brechstange zur schillernden Metropole des Westens aufzusteigen, steht in genau dieser Tradition. Die Temperaturen im Hallenbad wurden gesenkt, stadtplanerische Pläne indes in die Höhe geschraubt; eine Art Turmbau zu Duisburg.
Grundfalsch war das Ansinnen trotzdem nicht. Ob jemand als Held gefeiert oder Versager verjagt wird, liegt oft sehr nah beieinander. Im Fall Sauerland ist die Sache klar. Aber wäre es gut gegangen mit der Loveparade, keiner hätte auf Protokolle der Sitzungen zuvor verwiesen, sondern jeder die flexible Verwaltung gelobt. Niemand hätte dem Veranstalter Gier vorgeworfen, sondern alle für seine Leistung bewundert. Die Polizei wäre ordnungsgemäß abgerückt und nicht weiter erwähnt worden.
Es ging aber nicht gut. Irgendwo ist es sogar tragisch, dass mit dem Bürgermeister ein "Macher" stürzt, also jemand, der nicht nur verwaltet, sondern sich und seiner Stadt etwas zutraut; der mal nicht tat, was sonst gern kritisiert wird, nämlich eine Paragrafen reitende Verhinderungsbehörde zu führen. Übertreiben aber, das zeigt Duisburg in aller schrecklichen Deutlichkeit, darf man es auch nicht. Die Tragödie strahlt aus in alle deutschen Rathäuser. Sie werden daraus die Lehre ziehen, Planabweichungen künftig beim leisesten Zweifel zu verweigern. Wer sich dann beschwert, sollte an Duisburg denken.
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