Neue OZ: Kommentar zu Ruhrtriennale
Osnabrück (ots)
Hinter dem Nebel des Islamismus
Der Topos von den Liebenden, die nicht zueinander kommen können, beschäftigt die Dichter, seit es Dichtung gibt. Allein wir neigen dazu, in den Errungenschaften unseres Kulturkreises das Maß der Dinge zu sehen: Romeo und Julia gelten als das tragischste aller Liebespaare; allenfalls Tristan und Isolde dürfen sich daran messen.
Nun präsentiert uns Willy Decker Vorfahren und öffnet uns die Augen: Der persische Dichter Nizami macht Shakespeare und Gottfried von Straßburg das Urheberrecht auf die schönsten Liebesgeschichten der Welt streitig. Anscheinend kommt nicht nur das Licht aus dem Orient, sondern auch das meisterlich in dichterische Form gegossene große Gefühl.
Goethe hat den Reichtum der orientalischen Kultur erkannt, wollte in späten Jahren noch Farsi lernen, um Nizami im Original lesen zu können. Uns hingegen ist der Osten suspekt: Für uns verschwindet die Vielfalt von Dichtung, Musik und Malerei im diffusen Nebel aus Scharia und Islamismus. Höchste Zeit, dass sich dieser Nebel lichtet - das Osnabrücker Morgenland Festival leistet da seit Jahren wertvolle Arbeit, vermittelt, wie nun auch die Ruhrtriennale, einen Eindruck von dem Reichtum, der aus dem Osten kommt.
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