Neue OZ: Kommentar zu Jemen
Regierung
Osnabrück (ots)
Brüchige Ruhe
Jahrzehntelang hat Jemens Staatschef Ali Abdullah Saleh auf einen brodelnden Kessel den Deckel gehalten. Auch wenn Parallelen zu den Demonstrationsbewegungen in Tunesien und Ägypten schnell gezogen sind: Im Fall Jemen ist die Ausgangssituation vollkommen anders.
Das Land auf der Arabischen Halbinsel war nie ein Massenziel für Touristen. Im Gegenteil: Der Jemen macht immer wieder Schlagzeilen durch Entführungen von Ausländern, gilt als Versteck von El-Kaida-Terroristen. Auch gibt es Unruhen seitens der Schiiten-Rebellen im Norden und Separatisten aus dem ehemaligen sozialistischen Süden. Hinzu kommt extreme Armut unter der Bevölkerung. Keine Frage: Im Jemen muss etwas passieren.
Schon jetzt hat Saleh nicht viel mehr als die Hauptstadt Sanaa unter Kontrolle. Mit seiner Ankündigung, 2013 nicht wieder zu kandidieren, ist er lediglich bemüht, angesichts des angekündigten "Tags des Zorns" im Jemen die brüchige Ruhe zu bewahren.
Sein Zugeständnis dürfte den Demonstranten, so wie in Ägypten, nicht ausreichen. Sollten sie es jedoch schaffen, Saleh zu einem früheren Rückzug zu bewegen, darf das Land auf keinen Fall in ein Machtvakuum fallen. Zu groß ist die Gefahr, dass Islamisten und Terroristen diese Situation ausnutzen. Der Jemen hat nur dann eine Chance, wenn ein neuer Staatschef es schafft, Norden und Süden des Landes, nach der Vereinigung 1990, wirklich zusammenzuführen.
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