All Stories
Follow
Subscribe to Neue Osnabrücker Zeitung

Neue Osnabrücker Zeitung

Neue OZ: Kommentar zu Europa
Menschenrechte
Russland

Osnabrück (ots)

Genauer hinsehen

Wer Propaganda für ein Gespenst der Vergangenheit hält oder für ein Machtmittel repressiver Regime, dem erteilte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte jetzt eine schmerzhafte Lektion. Denn über Jahre war für viele Beobachter klar, dass Wladimir Putin der Böse und Michail Chodorkowski der Gute war. An dieser Rollenverteilung zu zweifeln wurde mit dem Vorwurf der Naivität quittiert, so klar schien zu sein, dass staatliches russisches Handeln nur auf Unterdrückung politischer Gegner hinauslaufen kann.

Wer dieser Argumentation vorbehaltlos folgte, wurde derweil ein Opfer von Propaganda, aber einer, die sich gegen die russische Regierung richtete und nicht etwa von ihr, sondern einer Lobby der Oppositionellen und Menschenrechtsaktivisten betrieben worden war. Dass ein Unternehmer, der in Russland binnen kurzer Zeit zum Multimilliardär wurde, steuerlich vielleicht nicht alles so genau genommen hat, diese Lesart kam Kritikern nicht in den Sinn. Zumindest im Fall Chodorkowski sind sie nun blamiert. Zwar war das russische Vorgehen gegen den Oligarchen hart, aber eben in fast allen Teilen zulässig.

Freilich darf das Urteil nicht Anlass sein zu meinen, es gäbe in Russland grundsätzlich weder politische Verfolgung noch juristische Willkür. Natürlich gibt es die. Und sicherlich gibt es weitaus härtere Schicksale als Chodorkowskis. Umso ärgerlicher, dass sein Fall zu einem solchen Symbol überhöht wurde, das nun in sich zusammenfällt.

Pressekontakt:

Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: 0541/310 207

Original content of: Neue Osnabrücker Zeitung, transmitted by news aktuell

More stories: Neue Osnabrücker Zeitung
More stories: Neue Osnabrücker Zeitung
  • 20.09.2011 – 22:00

    Neue OZ: Kommentar zu Kultur / Musik / Orchester / Umfrage

    Osnabrück (ots) - Veränderte Zeiten Das Bedauerliche an Umfragen ist oft, dass nicht die Gründe für Trends mitgenannt werden. Es lassen sich also nur Beobachtungen und Vermutungen anstellen. Bühnen stellen fest, dass Besucher geringere Kenntnisse in Sachen Schauspiel-, Opern- oder Musikrepertoire besitzen als noch in früheren Jahren. Gegenüber fremden Stücken aller Art ist allerdings die Hemmschwelle höher. Dazu ...

  • 19.09.2011 – 22:00

    Neue OZ: Kommentar zu Wahlen / Berlin / FDP

    Osnabrück (ots) - Dauerzwist geht weiter Schönreden, sich Mut zusprechen, einfach weitermachen: So reagiert Angela Merkel nach außen auf das Ergebnis der Berliner Wahl zum Abgeordnetenhaus. Was bleibt ihr anderes übrig? Von einem heilsamen Schock ist am Tag nach dem FDP-Debakel in der Koalition nichts zu spüren. Manche Akteure auf Bundesebene vermitteln eher den Eindruck, als nähmen sie in Kauf, dass sich der ...

  • 19.09.2011 – 22:00

    Neue OZ: Kommentar zu Jugendgewalt

    Osnabrück (ots) - Einsperren reicht nicht Die Rohheit der Tat erschreckt: Weil er auf Streit aus war, ging ein betrunkener Berliner Gymnasiast auf sein Opfer los und trat es fast zu Tode. Wut und Schock über die Bluttat sind allzu verständlich, sie dürfen die Reaktion des Rechtsstaats darauf aber nicht bestimmen. Das Berliner Landgericht hat dieser Gefahr widerstanden. Fast drei Jahre muss der 18-Jährige in Haft. Die Richter haben damit eine spürbare Strafe verhängt, ...