Neue OZ: Kommentar zu Frankreich
Kabinett
Rente
Osnabrück (ots)
Die Büchse der Pandora ist geöffnet
So bestürzend Frankreichs Rückkehr zur Rente mit 60 Jahren sein mag, lohnt sich doch ein differenzierter Blick in das Nachbarland. Der neue sozialistische Präsident François Hollande löst mit dem Kabinettsbeschluss nicht nur ein Wahlversprechen gegenüber der linken Klientel ein. Die Reform von Sozialministerin Marisol Touraine beinhaltet zwei sehr sinnhafte Prinzipien.
Zum einen sollen 110 000 Franzosen mit 60 abschlagsfrei in den Ruhestand gehen können, wenn sie 41 Jahre lang in die Kasse eingezahlt haben. Diese Bürger sind mit 19 Jahren ins Berufsleben eingestiegen und haben wahrlich genug geleistet. Sie verdienen den früheren Eintritt in den Lebensabend. Zum anderen ist es richtig, Müttern längere Erziehungszeiten anzuerkennen. Erziehung ist ja kein reines Privatvergnügen, sondern zuweilen harte Arbeit und immer auch ein Beitrag zum Gelingen der Gesellschaft. Auch solche Mütter verdienen eine Wertschätzung in Form der Rente mit 60.
Unverständlicherweise haben Hollandes Genossen dennoch die Büchse der Pandora geöffnet. Nicht weil sie ihre Politik nur in Ansätzen über höhere Beiträge gegenfinanzieren wollen. Der springende Punkt ist, auch ältere Langzeitarbeitslose früher in Rente zu schicken. Das ist ein Unding: Es gibt den Betroffenen kein bisschen Würde zurück. Der Rest Europas erhöht das Eintrittsalter. Und eine längere Lebensarbeitszeit im demografischen Wandel modernisiert den Generationenvertrag.
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