Neue OZ: Kommentar zu Organspendeskandal
Osnabrück (ots)
Dramatische Folgen
Die Frage, ob man Teile seines Körpers posthum zur Verfügung stellen soll, damit Sterbenskranke wieder ins Leben zurückfinden, ist so existenziell, dass viele, zu viele, Menschen sie sich gar nicht erst stellen. Nicht für sich selbst und nur im äußersten Notfall für ihre Angehörigen, dann nämlich, wenn sie an deren Krankenbett über eine Organentnahme entscheiden müssen. Drei Verwandte von Hirntoten, welche potenzielle Spender gewesen wären, haben ihre Zusage zur Transplantation nun, nach Bekanntwerden des Skandals, zurückgenommen. Menschlich nachvollziehbar, zeigt dieser panische Akt überdies, dass das Vertrauen in die Medizin nirgends zerbrechlicher ist als an den Grenzen des Lebens.
Und dort, so tritt immer deutlicher zutage, wüten derzeit Raffgier, Fahrlässigkeit und Ignoranz. Ausgerechnet dort! Fatal wäre es, wenn nun Besitzer von Organspendeausweisen ihre Dokumente in der Luft zerreißen würden. Über das Leid von Menschen, die jahrelang auf ein Spenderorgan warten, hat sich der kriminelle Oberarzt hinweggesetzt. Die Folgen sind dramatisch, in vielerlei Hinsicht: Vertrauen passé, zumindest schwer geschädigt, Berufsbild angekratzt, Politik düpiert. Letztere müht sich seit Jahren um eine höhere und stabilere Spenderzahl. Das neue Transplantationsgesetz ist erst zwei Tage alt. Viel älter aber ist die Angst der Menschen vor Pfusch und Missbrauch bei Organspenden.
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