Neue OZ: Kommentar zu Wahlen
Kommunen
Osnabrück (ots)
Erneut eine Premiere
Stuttgart, Herbst 2008: Vor vier Jahren hätten es nur wenige in der Stadt für möglich gehalten, dass ein Grüner das Rathaus erobert. Zwischen diesem Datum und heute liegen nur 48 Monate - eine Zeit, in der allerdings etwas Grundlegendes geschehen ist in unserer Republik: die Auseinandersetzung um das Großprojekt Stuttgart 21. Die Proteste schweißten Bürger aus Establishment und alternativer Szene zusammen, Großeltern und Enkel gingen auf die Straße - die Menschen merkten: Gemeinsam sind wir stark.
In dieser Stimmung drehte sich der Wind im Ländle. Nur so konnte Winfried Kretschmann erster grüner Ministerpräsident der Bundesrepublik werden. Seine bürgernahe Arbeit ebnete jetzt auch Parteifreund Fritz Kuhn den Einzug ins Stuttgarter Rathaus. Erneut eine Premiere. Zum ersten Mal bestimmt ein Grüner die Geschicke einer Landeshauptstadt. Die Baden-Württemberger haben in den letzten Jahren allerdings auch recht gute Erfahrungen mit Grünen an der Stadtspitze gemacht, etwa in Freiburg oder Tübingen.
Der Aufstieg der ehemals Alternativen in zentrale Schaltstellen des jahrzehntelang konservativen Bundeslandes ist aber auch ein Spiegelbild des Abstiegs anderer Parteien, in erster Linie von CDU und FDP. Hier rächen sich Fehler und auch Unaufrichtigkeiten der Vergangenheit. Das vergessen Wähler nicht so schnell.
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