Neue OZ: Kommentar zu Meyer Werft
Osnabrück (ots)
Keine hohen Erwartungen
Die ganze Branche hat neidvoll ins Emsland geschaut, wo die Meyer Werft der Schiffsbau-Krise trotzte, während andere Werften untergingen. Jetzt scheint es, als kämpften die Papenburger selbst ums Überleben.
Der angekündigte Sparkurs macht eines deutlich: Es geht in dieser Branche nur um den niedrigsten Preis. Hohe Qualität und Innovationen sind längst nicht mehr Alleinstellungsmerkmale deutscher Betrieben.
Mit Stolz verkündet Firmenchef Bernard Meyer stets, dass 80 Prozent seiner Schiffe in der Bundesrepublik gefertigt werden. Unter diesem hohen Kostendruck könnte die Werft schon bald gezwungen sein, verstärkt bei billigeren ausländischen Zulieferern einzukaufen. Damit würden auch Tausende Arbeitsplätze bei deutschen Zulieferbetrieben gefährdet.
Auf unangenehme Diskussionen wird sich die IG Metall vorbereiten müssen: Wenn in Italien ein Werftarbeiter ein Drittel weniger verdient als in Papenburg und sich der Preisdruck weiter verschärft, dann dürften sehr bald auch niedrigere Löhne und flexiblere Arbeitszeiten Thema sein.
Die Erwartungen an die Spar-Ideen der Belegschaft sollten jedenfalls nicht hoch sein: Wenn es nämlich gelänge, durch spontane Vorschläge Prozess-Optimierungen in zweistelliger Millionenhöhe zu erreichen, würde das zeigen, dass das emsländische Erfolgsunternehmen höchst ineffizient arbeitet.
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