Neue OZ: Kommentar zu Berlin
Schwaben
Spätzle
Kollwitz-Museum
Osnabrück (ots)
Mit der Nudel an der Würde gekratzt
Nein, das ist jetzt doch zu arg! Da weigern sich die Schwaben schon, in Berlin brav Schrippen zu den Weckle zu sagen, die eigentlich Brötchen heißen. Das freie "Schwabylon" wäre ja noch als Blüte im Multikulti-Gärtlein des Prenzlauer Berges zu verschmerzen. Aber eine Mütze aus klebrigen Teigwaren für die Kollwitz? Dass diese Schmerzensmutter gewohnt war, alle Last des Leidens auf ihre Schultern zu nehmen, tut da nichts zur Sache. Die Nudel klebt an der Bronze wie die Schmähung am Idol. Jetzt zürnt und rast der Hauptstädter, wie der Schwabe nach Wolfgang Thierses kollektiver Schelte der wackeren Leute aus dem Südwesten.
Vielleicht können die Berliner so wenig Hochdeutsch wie die Schwaben. Aufs Haareziehen und Schienbeintreten verstehen sie sich allesamt so gut wie auf die Kunst, Konflikte auf die Ebene der Symbole zu verlagern. Und mit Feindbildern sind sie so flugs bei der Hand, dass es Fans der Posse eine wahre Freude ist. Dabei hat jeder nur Angst um sein angestammtes Fleckchen. Die Lösung: ein Jägerzaun um die eigene kleine, heile Welt. Bleibt nur eine Frage: Was klebte denn nun an der Kollwitz? Spätzle, Spatzen, Spätzli, Chnöpfli oder Knepfli? Antwort, ihr Schwabylonier!
Stefan Lüddemann
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