Neue OZ: Kommentar zu Energie
Osnabrück (ots)
Hansdampf der Energiewende
Die Rhetorik wird ruppiger, der Bundestagswahlkampf lässt grüßen. Das gilt besonders beim Thema Energiewende. Auch die FDP liebäugelt mit einem grünen Anstrich. Deshalb macht der Parteichef, Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler, den Hansdampf beim Netzausbau. Wenn er dabei mantraartig versichert, an der Zeitachse der Energiewende werde nicht gerüttelt, erinnert das an Norbert Blüms legendäres Versprechen, die Rente sei sicher. Mittlerweile wissen die meisten, dass sie vor allem immer geringer wurde.
Große Ungewissheit hat inzwischen das Modellprojekt erfasst, das Deutschland zum globalen Pionier aufsteigen lassen könnte. Oder aber zur Lachnummer degradieren, falls der Atomausstieg und der damit verbundene Ausbau der erneuerbaren Energie ausgerechnet an fehlenden Leitungen scheitern. Nach dem Flughafen-Desaster um den Problem-BER in Berlin wäre das eine erneute nationale Schmach.
Mag die Opposition auch noch so viel Schlechtwetter machen: Röslers Vorstoß, die Bauzeit zu beschleunigen und Klagewege zu verkürzen, ist ohne Alternative. 3000 bis 4000 Kilometer Stromnetz müssen neu gelegt werden. Bisher sind es nicht einmal 250 Kilometer. Geht es so langsam weiter, wird es nichts mit der Wende. Übrigens auch dann nicht, wenn per Netzausbaubeschleunigungsgesetz Einwände rigoros weggebügelt werden sollten. Vor allem Bauern werden ein Wörtchen mitreden wollen, wenn es um Trassen geht.
Klaus Jongebloed
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