Neue OZ: Kommentar zu Ungarn
Religion
Judentum
Osnabrück (ots)
Am richtigen Ort
Das Pathos der rechtsextremen ungarischen Partei Jobbik grenzt ans Lächerliche. Sie suhlt sich in dem Wahn, Juden seien die treibende Kraft hinter Morden an Regimekritikern während der kommunistischen Herrschaft gewesen. Die Partei pflegt einen selbstmitleidigen Opfermythos, der sie mit Antisemiten auf der ganzen Welt verbindet. Die Juden zögen in der Weltpolitik die Fäden, steckten hinter Leid und Unrecht überall, raunt es auch in Deutschland aus der braunen Ecke. Also sei es - man müsse sich ja wehren - recht und billig, gegen sie Front zu machen.
Solche Verdrehungen propagiert Jobbik mit Radau. Doch sie sind auch unter deutschen Rechtsextremen beliebt - unter denen, die sich offen dazu bekennen, wie jenen, die ihre Gesinnung hinter harmlosen Fassaden verbergen. Eine Umfrage der Friedrich-Ebert-Stiftung im Sommer zeigte, dass 28 Prozent der Deutschen antijüdische Einstellungen pflegen.
Jobbik verbreitet als drittstärkste Kraft im ungarischen Parlament antijüdische Thesen. Dass Premier Viktor Orbán diese Partei freundlich duldet, ist ein Skandal. Der Regierungschef bestärkt damit Rechtsextreme über Ungarn hinaus - auch in Deutschland. Die Szene ist europaweit vernetzt und hat Sympathisanten auf dem ganzen Kontinent. Deshalb ist es richtig, dass der Jüdische Weltkongress in Budapest Flagge zeigt und dass auch der deutsche Außenminister Guido Westerwelle dort klare Worte wählt.
Christian Schaudwet
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