Neue OZ: Kommentar zu Bayreuther Festspiele
Osnabrück (ots)
Frischluft dank Castorf
Nach einer kleinen Ewigkeit tritt Kirill Petrenko im Bayreuther Festspielhaus vor den Vorhang. Frank Castorf möge doch bitte dem Festspielorchester den verdienten Applaus zukommen lassen, scheint er zu sagen. Der aber steht und stellt sich den Buhs und Trillerpfeifen. Durchgefallen ist sein "Ring" jedoch nicht. Ganz im Gegenteil.
Derart heftige Auseinandersetzungen hat es seit Jahrzehnten nicht mehr im Bayreuther Festspielhaus gegeben. Doch selbst die schärfsten Kritiker konnten Frank Castorfs Regie nacherzählen: Denn er hat kein intellektuelles Wolkenkuckucksheim gebaut, sondern Geschichten inszeniert. Die müssen nicht jedem gefallen, aber sie liefern Diskussionsstoff - was könnte einem Kunstwerk Besseres passieren.
Vor Jahren hat Katharina Wagner mit ihren "Meistersingern" die Fenster des Festivalbetriebs aufgestoßen und Wind hereingelassen. Auch Hans Neuenfels hat mit seinem "Lohengrin" den Staub weggeblasen, der sich über Bayreuth gelegt hat.
Und nun dieser "Ring": Frank Castorf dürfte die Positionen der Festspiel-Leiterinnen Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier stärken, wenn sie nun in die Verhandlungen um die Leitung der Bayreuther Festspiele gehen.
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