Neue OZ: Kommentar zu WTO
Welthandel
Osnabrück (ots)
Für mehr Gerechtigkeit
Der Kompromiss von Bali wäre der erste messbare Erfolg der Welthandelsorganisation WTO seit Jahren. Vier Tage berieten über 2800 Delegierte aus 159 Staaten über Handelserleichterungen, die allen Ländern zugutekommen sollen.
Knackpunkt der Verhandlungen war ein Grundrecht aller Menschen, das Recht auf Nahrung. Der Riesenstaat Indien beharrte stur auf seinem Standpunkt, nur durch subventionierte Grundnahrungsmittel mehr als 800 Millionen seiner Bewohner, die Ärmsten der Armen, satt zu bekommen. Einsprüche anderer Staaten wie Pakistan und Thailand, die einen Import geförderter indischer Produkte in ihre Länder fürchten, führten letztlich zu dem Kompromiss. Indien bekommt seine Sonderrechte jetzt für vorerst vier Jahre garantiert, bis zur nächsten großen WTO-Konferenz.
Wenn kein Land mehr querschießt - Kuba galt gestern in Verhandlungskreisen noch als unsicherer Kandidat - und das Abkommen am Wochenende unterzeichnet wird, bringt das Papier unter anderem eine Vereinfachung von Zollvorschriften und damit Handelserleichterungen. Das kommt den Industriestaaten zugute, die ihre Waren leichter im Ausland absetzen können. Und sogenannten Entwicklungsländern, die sich dadurch für ihre Agrarprodukte auf dem Weltmarkt einen besseren Absatz versprechen. Vielleicht bringt die WTO-Vereinbarung ein wenig mehr Gerechtigkeit auf die Welt.
Gerhard Placke
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