NOZ: Gespräch mit Sahra Wagenknecht, stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion
Osnabrück (ots)
Wagenknecht: Vorschläge zur Lösung der Griechenland-Krise verantwortungslos
Stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion warnt vor "faulem Kompromiss" - "Erhöht nur die Verluste, die wir alle in Zukunft zu tragen haben"
Osnabrück.- Sahra Wagenknecht, stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion, kritisiert die Vorschläge von EU, EZB und IWF zur Lösung der Griechenland-Krise als verantwortungslos und fordert einen Schuldenschnitt für das pleitebedrohte Land. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag) sagte Wagenknecht: "Mit einem faulen Kompromiss auf Basis der jetzt vorliegenden Vorschläge geht die ganze Tragödie nur in eine nochmalige Verlängerung." Bereits seit fünf Jahren kürze Griechenland drastisch seine Löhne und Renten und erhöhe Steuern und Abgaben für die kleinen Leute, erklärte Wagenknecht. "Das Ergebnis ist ein beispielloser wirtschaftlicher Niedergang und weiter wachsende Schulden."
Ausgerechnet "die wenigen Maßnahmen, mit denen die Syriza-Regierung jetzt endlich einmal die Reicheren zur Kasse bitten wollte", seien von der Troika zurückgewiesen worden, kritisierte Wagenknecht. Statt dessen sollen nach den Vorschlägen der Institutionen die Renten noch stärker sinken und die Verbrauchssteuern noch weiter steigen, fügte Wagenknecht hinzu. "Dieses Programm ist schlicht verantwortungslos, nicht nur gegenüber der griechischen Bevölkerung, auch gegenüber den deutschen und europäischen Steuerzahlern", so die Linken-Politikerin. "Jeder zusätzliche Euro, der unter solchen Konditionen fließt, erhöht nur die Verluste, die wir alle in Zukunft zu tragen haben", warnte sie.
Zu einem möglichen Austritt Griechenlands aus der Eurozone sagte Wagenknecht: "Ein ungestützter Grexit wäre sicher ein Ende mit Schrecken, aber fortgesetzte Kürzungsdiktate und die Verweigerung eines Schuldenschnitts bedeuten Schrecken ohne Ende: weiteres wirtschaftliches Siechtum in Griechenland und noch höhere Kosten für die europäischen Steuerzahler."
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