NOZ: Neuer Ärztepräsident fordert Widerspruchslösung für Organspenden
Osnabrück (ots)
Neuer Ärztepräsident fordert Widerspruchslösung für Organspenden
Reinhardt: Einzig wirksamer Weg, Spenderzahl zu erhöhen - "Entscheidung ist jedem zuzumuten"
Osnabrück. Mit Blick auf die Debatte im Bundestag hat sich der neue Ärztepräsident Klaus Reinhardt klar für eine Widerspruchslösung bei Organspenden ausgesprochen. "Wir als Ärzteschaft stehen definitiv zur Widerspruchslösung. Auch mit der Widerspruchslösung würde niemand gegen seinen Willen zum Organspender", sagte Reinhardt der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). "Die Widerspruchslösung wäre der einzig wirksame Weg, die Spenderzahl in Deutschland bedeutend zu erhöhen."
Kritik, die Widerspruchslösung sei ein unzulässiger Eingriff in die Persönlichkeitsrechte der Menschen, wies Reinhardt zurück. "Es ist zumutbar, eine Entscheidung zu verlangen oder, wenn jemand gestorben ist, Angehörige vor diese Frage zu stellen. Einen schwerwiegenden Eingriff in die Persönlichkeitsrechte sehe ich nicht. Denn jeder bekommt die Chance, nein zu sagen."
Der Bundestag hatte am Mittwoch in erster Lesung über verschiedene Reformvorschläge debattiert. Die Entscheidung soll im Herbst fallen. Der Präsident der Bundesärztekammer stellte sich hinter den Gesetzentwurf von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. "Wir haben in Deutschland im Vergleich zu anderen entwickelten Ländern eine besonders niedrige Spenderrate und wir müssen Organe aus dem Ausland beziehen. Das muss sich ganz dringend ändern, denn rund 10.000 Menschen in Deutschland warten auf ein Organ", sagte Reinhardt der "NOZ".
Eine bereits am 1. April in Kraft getretene Reform, nach der Kliniken die Transplantationskosten ersetzt und Transplantationsbeauftragte freigestellt werden, bezeichnete Reinhardt als "ersten wichtigen Schritt". "Der zweite Schritt muss aber sein, die Menschen dazu zu bringen, sich mit dem Thema Organspende zu befassen und sich für oder gegen das Spenden auszusprechen." Aufklärung und Gespräche mit Ärzten oder auf Bürgerämtern reichten dafür nicht, bezog Reinhardt Stellung gegen einen Alternativvorschlag von Grünen-Chefin Annalena Baerbock. Die Krankenkassen hätten alle ihre Mitglieder angeschrieben. "Aber diese Aktivitäten versanden meist, weil die Menschen das Thema ausblenden", sagte Reinhardt.
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