Westfalenpost: Nüchterne Analyse
Hagen (ots)
Horst Köhlers "Berliner Rede" Von Thorsten Keim Die "Berliner Rede" des Bundespräsidenten ist historisch gewachsen. Roman Herzog hat sie 1997 mit seiner "Ruck-Rede" begründet. Dieser Tradition fühlt sich auch Horst Köhler verpflichtet, ist sie doch für den Top-Repräsentanten des Staates eine gute Gelegenheit, fernab vom politischen Tagesgeschäft, wichtige Themen in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Keine Rolle rückwärts im Reformprozess, Kritik am Klein-Klein in der Bildungspolitik, die Chancen der Globalisierung und die immer größer werdende Diskrepanz bei der Einkommensentwicklung - Köhler gönnte sich einen repräsentativen Querschnitt durch die aktuelle Politik-Agenda. Ein Konservativer mit sozialdemokratischen Anleihen. Der ehemalige Ökonom und Chef des Internationalen Währungsfonds analysierte nicht Schlagzeilenträchtig, sondern im Stile eines Buchhalters. Wie beim Thema Globalisierung: Dort versucht er Zuversicht zu verbreiten und fordert dazu auf, den Strukturwandel nicht als Belastung, sondern als Chance zu begreifen. Es war keine Rede von beeindruckender Nachhaltigkeit: Seine Kritik an der wachsenden Kluft zwischen Groß- und Kleinverdienern wird jede Bundestagspartei unterschreiben. Der Kernaussage: Alle Menschen sind gleich, nur die Gehälter sind verschieden, fehlt eindeutig die Exklusivität.
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