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Westfalenpost: Träumereien

Hagen (ots)

Die Volkspartei vor der Zerreißprobe
Von Jörg Bartmann
Das Machtexperiment der hessischen SPD wird zur Zerreißprobe für die 
altehrwürdige Sozialdemokratie. Gestützt vom geschwächten 
Vorsitzenden Kurt Beck hebelt der linke Rand Strukturen aus, nimmt 
einen Wortbruch gelassen hin - der Zweck heiligt schließlich die 
Mittel. Es ist der Ansatz, die Ära Schröder endgültig zu beenden, den
Beweis anzutreten, dass es auch über Hessen hinaus eine rot-rot-grüne
Mehrheit geben kann.
 Ob das mehr als Träume sind, wird sich schon am 5. April zeigen. 
Dann steht die Wahl der zu allem entschlossenen SPD-Kandidatin 
Ypsilanti zur Ministerpräsidentin an: Mittels einer rot-grünen 
Minderheitsregierung und den Linken als Steigbügelhaltern. Becks 
gewagtes Spiel kann schon dabei Schiffbruch erleiden, mit ihm die 
SPD, die ihr eigenes Seelenheil dem Vorsitzenden unterordnet, weil 
man nach Platzeck nicht wieder eine Vorsitzenden-Episode erleben 
will.
 Vom Haltbarkeitsdatum der Ypsilanti-Regierung mal abgesehen: Da 
sitzt die Linke genüsslich im Landtag, treibt ihr taktisches 
Spielchen - ferngesteuert vom feixenden Lafontaine. Welch ein Bild 
für die SPD, die im Nachkriegsdeutschland für Glaubwürdigkeit und 
Prinzipientreue stand. Deren Kurswechsel gut vorbereitet waren und 
die standhaft ihre Interessen vertrat. Das jetzige Gestoppel, die 
Ungeduld geht einher mit dem Absturz bei der Wählergunst. Da mag man 
sich trösten: Ein Auf und Ab hat es schon immer gegeben. Aber nicht 
unter diesen Voraussetzungen: Im parteitaktischen Wirrwarr fehlt der 
führende Kopf. Ein Mann mit Ecken wie Müntefering, damit die SPD als 
Volkspartei wieder ein politisches Gesicht bekommt.

Pressekontakt:

Westfalenpost
Redaktion

Telefon: 02331/9174160

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