Westfalenpost: Viele kleine Schritte
Hagen (ots)
Bildungsstreik allein reicht nicht Von Susanne Schlenga Wer in diesem Land Schulen und Universitäten anschaut, wundert sich, dass deren Nutzer nicht viel früher auf die Straße gegangen sind. Denn weder Form noch Inhalt stimmen. Klassenzimmer sind gammelig, Hörsäle zu klein, Labore veraltet.
Und auch, wenn es um die Vermittlung von Wissen geht, gibt es mehr Frust als Lust. Zu große Klassen, zu viel Stoff für eine verkürzte Schulzeit, ein verschultes Studium mit kaum einer Chance auf das, was Studieren dem Wortsinn nach bedeutet: sich wissenschaftlich betätigen, etwas eifrig betreiben.
Der Bildungsstreik kommt spät. Aber immerhin, Zehntausende haben demonstriert. Doch der öffentliche Aufschrei allein verhallt im allgemeinen Wahlkampf- und Krisengetöse. Ihm muss etwas folgen, das tatsächlich Veränderungen erzwingt. Und dazu müssen noch mehr Menschen in das Bildungs-Boot steigen: Eltern, Lehrer, Dozenten. Sie alle müssen einen Anspruch an Bildung formulieren, den Politiker nicht mehr mit beifallheischendem Kopfnicken bestätigen können (so wie wir es gerade im Fall der streikenden Erzieherinnen beobachten können), sondern Missstände sollten konkret benannt werden.
Einiges davon wird von den Bildungs-Streikenden bereits formuliert, doch fordern sie auch die grundlegende Reform des Systems. Ein großer Schritt, den in diesen Zeiten niemand wagen wird. Und der vielleicht auch gar nicht nötig ist. Denn mit vielen kleinen Schritten kommt man ebenso ans Ziel.
Vielleicht waren die Demonstrationen ein erster Anstoß, um gemeinsam für bessere Bildung in diesem Land zu streiten. Es gibt viel zu tun . . .
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