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Westfalenpost: Die Gunst der Stunde

Hagen (ots)

Enzyklika kommt genau zur rechten Zeit
Von Andreas Thiemann
Die erste Sozialenzyklika von Papst Benedikt XVI. beinhaltet eine 
ausgesprochen präzise Analyse des weltwirtschaftlichen Ist-Zustandes 
mit einem ebenso genauen Augenmerk auf jene Faktoren, die in die 
dramatische Finanzkrise geführt haben.
 Unter der maßgeblichen Mitwirkung seines engen Vertrauten, dem in 
Kirchhundem geborenen Kurienkardinal Paul Josef Cordes, ist Benedikt 
mit seinem Schreiben "Liebe in Wahrheit" - man darf es vielleicht 
etwas despektierlich so sagen - ein großer Wurf gelungen. Dabei 
verengt die Enzyklika nicht den Blick auf wirtschaftliche Missstände,
sondern weitet ihn vielmehr zu einer generellen Bestandsaufnahme und 
sehr konkreten Lösungsvorgaben. Mit der dringlichen Forderung nach 
einer "echten politischen Weltautorität" stellt Benedikt just einen 
Tag vor einem neuerlichen G 8-Gipfel den politisch Handelnden ein 
denkbar schlechtes Zeugnis aus, da er offenkundig nicht mehr an deren
Autorität im Sinne einer nachhaltigen Weltverbesserung glaubt.
 Immerhin erkennt der Papst aber auch gerade jetzt in der Krise die 
Chance zum Umdenken, zum Besinnen, zum Wandel. Begriffe wie Gewissen,
Verantwortung, Moral, Orientierung und nicht zuletzt Liebe sieht 
Benedikt XVI. alternativlos als Grundlage eines erneuerten globalen 
Gemeinwesens, das sich am Nächsten ausrichtet und nicht am eigenen 
Gewinnstreben.
 Das sind natürlich keine überraschenden Koordinaten eines 
gerechteren Miteinanders, wohl aber sieht der Vatikan in der 
gegenwärtig recht orientierungslos erscheinenden Situation quasi eine
besondere Gunst der Stunde, ernsthaft und wegweisend gehört zu 
werden.

Pressekontakt:

Westfalenpost
Redaktion

Telefon: 02331/9174160

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