All Stories
Follow
Subscribe to Westfalenpost

Westfalenpost

Westfalenpost: Die Kehrseite des Euro

Hagen (ots)

Europa braucht eine Wirtschaftsregierung
Von Detlef Fechtner
Es wäre falsch zu glauben, die Euro-Regierungen wollten mit der 
Beistandsgarantie für in Not geratene Länder nur Griechenland 
schützen. Nein. Es geht ihnen vor allem um sich selbst. Würden sie 
einen Absturz Griechenlands und anderer Problemfälle zulassen, wären 
die Banken in Deutschland und anderswo zu Milliarden-Abschreibungen 
gezwungen. Wer die Zeche zahlen müsste, falls die Banken dadurch 
abermals ins Wanken gerieten, ist bekannt: der Steuerzahler.
 Zum ersten Mal seit seiner Einführung zeigt der Euro damit seine 
Kehrseite. Er begründet eine Schicksalsgemeinschaft, in der einer für
den anderen einspringen muss, sofern er sich nicht selbst massiv 
schaden will. Es ist Naivität oder betrügerische Absicht, wenn manche
Politiker den Bürgern immer noch glauben machen wollen, die Euro-Zone
funktioniere nach anderen Gesetzen.
 Was aber ist die Lehre aus der griechischen Misere? Sicherlich, dass
die Euro-Länder besser aufpassen müssen, wen sie sich ins Boot holen.
Aber vor allem, dass es nicht reicht, sich auf blaue Briefe zu 
beschränken, wenn eine fragwürdige Drei-Prozent-Marke überschritten 
wird. Was Europa vielmehr braucht, ist eine wirkungsvolle 
gegenseitige Kontrolle von Haushaltsdisziplin und 
Wettbewerbsfähigkeit - eben eine Wirtschaftsregierung. Eine, die sich
rechtzeitig einmischt, wenn eine Regierung zu wenig tut, um ihre 
Wirtschaft fit zu machen und zu viel verprasst, um ihre Wähler 
trotzdem bei Laune zu halten.
 Kein Zufall, dass gerade Angela Merkel und Nicolas Sarkozy das Wort 
Wirtschaftsregierung derzeit häufig in den Mund nehmen. Denn die 
Krise trifft Europa zu einer Zeit, in der die EU-Kommission wegen 
ihrer turnusgemäßen Runderneuerung nur bedingt einsatzbereit ist. So 
wie bereits in der Bankenkrise schlägt jetzt vielmehr die Stunde der 
Regierungschefs.
 Sie müssen beweisen, dass sie nicht wieder alten Reflexen folgen und
das Heil in nationalen Lösungen suchen, sondern die wirklich 
wichtigen Entscheidungen enger miteinander verzahnen.

Pressekontakt:

Westfalenpost
Redaktion

Telefon: 02331/9174160

Original content of: Westfalenpost, transmitted by news aktuell

More stories: Westfalenpost
More stories: Westfalenpost
  • 12.02.2010 – 19:17

    Westfalenpost: Im Dauerstreit

    Hagen (ots) - Schwarz-Gelb hat sich völlig verfahren Von Lorenz Redicker Steuern, Gesundheit, Atomkraft, Hartz IV - gibt es irgendein aktuell relevantes Politikfeld, auf dem sich CDU, CSU und FDP nicht streiten wie die Kesselflicker? Der Eindruck, den die Koalition hinterlässt, ist verheerend. Jeder neue Vorstoß, und orientiert er sich auch streng am Koalitionsvertrag, findet Kritiker in den eigenen Reihen. Wer gar, wie Umweltminister Röttgen, über die Grenzen ...

  • 11.02.2010 – 19:30

    Westfalenpost: Leise Töne

    Hagen (ots) - Freuen wir uns auf die Spiele in Vancouver Von Klaus Theine Es waren Spiele ohne Herz, Spiele ohne Seele. Als das Illusions-Theater in Peking seine fragwürdige Sommer-Vorstellung schloss, hatten wir erst einmal genug von Olympischen Spielen. Das war 2008. Nun treffen wir sie wieder, die olympische Bewegung. Diesmal bereitet nicht ein zweifelhaftes Regime die Bühne, sondern ein weltoffenes Land. Es hätte sich wohl kein besserer Schauplatz als ...

  • 10.02.2010 – 19:47

    Westfalenpost: Tragische Figur

    Hagen (ots) - Oberst Klein und das Kundus-Desaster Von Jörg Fleischer Wieder ein Tag, an dem das Thema Afghanistan die Gemüter im Lande bewegte. Der Untersuchungsausschuss arbeitet das Kundus-Desaster auf. Mit Oberst Klein steht eine tragische Figur im Mittelpunkt. Der Kommandeur, der unter Kriegsbedingungen diesen verheerenden Luftangriff anordnete, nimmt die Verantwortung auf sich. Damit aber sind noch längst nicht alle Fragen beantwortet. Unter welcher ...