Westfalenpost: Kommentar
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Syrien und die Ratlosigkeit des Westens
Verwiesen auf die Zuschauerränge
Von Winfried Dolderer
Hagen (ots)
Das immerhin können wir hierzulande tun: Nach Möglichkeit dafür sorgen, dass Dunkelmänner des Regimes in Damaskus nicht auch noch in Deutschland Gegner des syrischen Präsidenten drangsalieren. Dass jetzt zwei von ihnen im Knast sitzen, vier Diplomaten die Koffer packen, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Auch die gestern von syrischen Oppositionellen vorgetragene Forderung, das Rücknahmeabkommen mit Damaskus zu kündigen, leuchtet ein. Unter den heutigen Umständen verströmt ein solcher Vertrag ohnehin den strengen Geruch der Komplizenschaft. Ansonsten ist es nicht viel, was der Westen angesichts des syrischen Dramas tun kann. Umso weniger, als in Moskau wohl noch immer der Geist der Sowjetunion durch die Kremlflure spukt, wie sich im UN-Sicherheitsrat zeigte. Indes, selbst wenn dort eine kraftvolle Resolution gegen den Schlächter Assad zustande gekommen wäre, mehr als verbales Getöse stand nie auf der Tagesordnung. Der letzte, der sich unterfing, einem arabischen Land von außen die Demokratie zu implantieren, war ein gewisser George W. Bush. Mit bekanntem, wenig ermutigendem Ergebnis. Die Intervention in Libyen war eine hochriskante Angelegenheit, die mit viel Glück gut gegangen ist. Zur beliebigen Wiederholung empfiehlt sie sich nicht. Ohnehin sind nach einem Jahr die Illusionen über den "arabischen Frühling", als mancher gar wähnte, einem zweiten Mauerfall beizuwohnen, verflogen. Auch Revolutionen sind hochriskant. Die Gewähr, dass anschließend Demokratie herrscht, bietet sie nicht. Und über das Blutbad in Syrien braucht sich niemand zu wundern, dem die Tradition der Assad-Sippe im Massakrieren der Bevölkerung nicht aus dem Gedächtnis geschwunden ist. Seit dem Putsch von Vater Hafez 1970 hat sich dieses Regime mit einem Exzess an Repression an der Macht behauptet. Und seit seine Soldateska 1982 zwischen 10 000 und 30 000 Bürger der Stadt Hama abschlachtete und zur Provokation der sunnitischen Mehrheit die Große Moschee in Trümmer legte, herrschte immerhin Friedhofsruhe. Wer mochte, konnte sie Stabilität nennen. Dass sie in absehbarer Zukunft wiederkehrt, ist unwahrscheinlich.
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