Westfalenpost: WP (Hagen)Kommentar zu Iran /Verbales Geschütz, klassisches Dilemma/Was tun gegen die iranische Bombe?/Von Winfried Dolderer
Hagen (ots)
Solche Sätze sind das schwere Geschütz im Arsenal der Diplomatie: "Wir können nicht akzeptieren, dass Iran nach der Atombombe greift." Es ist der deutsche Außenminister, der so formuliert und dabei offen lässt, wie weit in diesem Fall die Bedeutung des Wortes "können" reicht. Tatsächlich so weit, dass "wir" die iranische Bombe nicht eines Tages vielleicht doch akzeptieren müssen? Bislang jedenfalls hat sich der Iran vom schweren Geschütz der Diplomatie nicht beeindrucken lassen. Obwohl doch die Europäer gerade erst, um nochmals Westerwelle zu zitieren, "beispiellose Sanktionen" verhängt haben: Die EU wird kein iranisches Öl mehr importieren. Wir werden das verschmerzen; unser Kraftstoff stammt im europäischen Durchschnitt nur zu 4,5 Prozent aus Persien. Der Iran wird es wohl auch verschmerzen; drei Viertel seines Ölexports gehen ohnehin in andere Weltteile. So demonstrativ gleichgültig gibt sich das Regime in Teheran gegenüber dem "beispiellosen" Brüsseler Beschluss, dass es nun seinerseits Miene macht, den Europäern den Ölhahn zuzudrehen. Es ist das klassische Dilemma einer an Stabilität interessierten Staatengemeinschaft, wenn ein Land in ihrer Mitte darauf besteht, sich als Paria zu gebärden und alle Konventionen eines auskömmlichen Miteinander in den Wind zu schlagen: Was tun in einem solchen Fall? In den Dreißigern gab es das Problem mit Hitlers Deutschland und Mussolinis Italien. Beide wurden am Ende durch Krieg gestoppt. Den Irak unterzogen die Vereinten Nationen zwölf Jahre lang einem strikten Sanktionsregime, das durch die Entbehrungen, die es mit sich brachte, bis zu 1,5 Millionen Menschen das Leben gekostet haben soll. Den Diktator zu Fall gebracht haben sie damit nicht. Auch der Iran wird nun schon seit 2006 mit Sanktionen traktiert. Dass es mit dem Atomprogamm offenbar immer wieder hapert, ist indes wohl eher Israels Geheimdienst zu danken, der hin und wieder einen iranischen Wissenschaftler ermordet und Computer mit Viren verseucht. Dass die Sanktionen "zu wirken beginnen", davon gibt sich Westerwelle jedenfalls überzeugt. Man möchte sich die Alternative gar nicht ausmalen.
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