Westfalenpost: Zivilisatorischer Fortschritt Kommentar zum Rückgang der Gewalt von Harald Ries
Hagen (ots)
Wir werden immer friedlicher. Die Gewalt ist auf dem Rückzug. Ist das überraschend? Nicht für den, der sich die Daten anschaut: Kriminalstatistik, Abrechnungen der Krankenkassen, Studien über Werte. Wer dagegen sein Weltbild nur aus den Medien bezieht, sollte es überprüfen: Die Zunahme der Berichte verläuft parallel zum realen Rückgang der Kriminalität. Das spricht gegen die Medien, die Emotionen hochpeitschen, um Auflage und Einschaltquoten zu erhöhen. Das spricht gegen Politiker, die Ängste schüren, um sich anschließend als Retter zu präsentieren. Das spricht aber auch gegen die Wahrnehmungsfähigkeit des Publikums, das den schlimmen Einzelfall fürs Ganze nimmt und generell zur Annahme neigt, alles würde immer schlimmer. Das wiederum könnte mit dem steigenden Altersdurchschnitt der Bevölkerung zusammenhängen. Und schon tappen wir wieder in die Falle und betonen das Negative. Dabei gibt es Grund, stolz zu sein. Denn dass beispielsweise sexuelle Gewalt abnimmt, liegt nur zum Teil am entschiedeneren Vorgehen des Staates. Mindestens so wichtig ist die zunehmend gewaltfreie Erziehung in der Familie, die weniger Täter und weniger potenzielle Opfer produziert. Und den liebevollen Umgang schreibt nicht die Polizei vor, der folgt der Einsicht. Das ist ein großer zivilisatorischer Fortschritt.
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