Westfalenpost: Türkei
Hagen (ots)
<p>Die türkischen Wähler haben sich für Sicherheit und Stabilität entschieden. Die Angst vor Unregierbarkeit, Chaos und Bürgerkrieg hat der AKP die absolute Mehrheit beschafft. Der finstere Witz des Ergebnisses besteht allerdings darin, dass Präsident Erdogan und seine Leute die Krise, die sie angeblich lösen wollen, erst geschaffen haben - durch Polarisierung zwischen Freund und Feind, Aufkündigung des Friedensprozesses mit den Kurden und forcierte Unterdrückung aller abweichenden Meinungen.</p><p>Die spannende Frage ist, ob nun, wo das Ziel erreicht ist, die Regierungspartei Signale der Versöhnung aussendet oder ob ganz im Gegenteil sich Erdogan nun bestärkt fühlt, sich als Kalif an die Spitze eines Religionsstaates zu setzen. Letzteres wäre fatal: Die Türkei ist eine komplexe, zwischen Rückstand und Moderne gespaltene Gesellschaft, die in einer schwierigen geopolitischen und wirtschaftlichen Lage nur durch Einbindung aller Kräfte bestehen kann.</p><p>Wird das in Ankara verstanden? Wenn nicht, gibt es weder Sicherheit noch Stabilität. Für die EU gilt: Wer immer im Staat regiert, der uns von Syrien, dem Irak und Iran trennt, muss unser Partner sein. Leicht wird es nicht. Und die vergangenen drei Jahre geben zur Hoffnung wenig Anlass.</p>
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