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Westfalenpost: Vermeidbarer Schock Allianz streicht 7500 Arbeitsplätze

Hagen (ots)

Von Stefan Pohl
Wenn ein Konzern so radikal umgebaut werden muss wie jetzt die 
Allianz Versicherung, dann legt das den Verdacht auf Schlafmützigkeit
oder Entscheidungsschwäche des Managements nahe. Die Streichung von 
7500 Stellen inklusive Standortschließungen - eine Notoperation - 
hätte sich bei früherem Eingreifen vielleicht vermeiden lassen.
 Dass kein Stein auf dem anderen bleibt und kein Arbeitsplatz von den
Umstrukturierungen unberührt, hören Börsianer und Analysten gern - 
lieber jedenfalls als die Beschäftigten, die sich lange in Sicherheit
gewähnt haben. Immerhin waren sie beim europäischen Marktführer 
angestellt, dem deutschen Vorzeigeunternehmen schlechthin, einem 
Symbol für Solidität.
 Doch die Zeiten haben sich gewandelt. Andere haben aufgeschlossen 
und die Allianz überholt: beim Ertrag und - wie die Direktversicherer
- mit günstigen Tarifen. Die Allianz blieb, auch in ihrer 
Organisation, behäbig. Jetzt müssen die Hausaufgaben nachgeholt 
werden, die bereits in den 90er Jahren hätten erledigt werden sollen.
Aber damals hat wohl der Versicherungs-Boom nach der deutschen 
Einheit den Blick in die Zukunft etwas zu schön gefärbt - was im 
übrigen kein gutes Licht auf den damaligen Allianz-Chef und 
Grandseigneur der deutschen Wirtschaftselite, Henning Schulte-Noelle,
wirft.
 Wenn die Allianz-Führung glaubt, jetzt werde Ruhe einkehren, dann 
täuscht sie sich. Das Rumoren wird gewaltig sein. Den Beschäftigten 
wird drastisch vor Augen geführt, dass ihnen zuletzt nicht immer 
reiner Wein über den Zustand ihres Unternehmens eingeschenkt worden 
ist. Zudem gilt der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen nur noch
für anderthalb Jahre. Dies erhöht das Druckpotenzial des Konzerns 
erheblich, im Gespräch mit den Mitarbeitern zu Lösungen in seinem 
Sinne zu kommen. Sozial verträglich sind diese oft nur auf dem 
Papier.
 Der Tanker Allianz ist in der globalisierten Versicherungswelt 
angekommen. Die Manager mögen sich für ihren Schnitt rühmen. Für die 
Beschäftigten ist er ein Schock.

Rückfragen bitte an:

Westfalenpost
Redaktion

Telefon: 02331/9174160

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