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Westfalenpost: Wir waren ein Land des Lächelns

Hagen (ots)

Von Bodo Zapp
Silvetserwunsch: Mehr Anlass zur Freude
Wieder geht ein Jahr zu Ende: Das ist in jungen Jahren Grund zum 
Feiern. "Schon wieder" denkt man, wenn die Uhr des Lebens 
fortgeschrittener ist. Und feiert trotzdem - voller Hoffnung, dass 
uns die Zukunft Gutes beschert. Sind da nicht viele positive Zeichen?
Ja, wenn man sie sehen will. Doch es bedarf des Zutuns jedes 
Einzelnen wie der Gemeinschaft, um aus 2007 das zu machen, was wir 
uns wünschen. Im persönlichen wie im politischen Bereich.
 Für unsere Zeitung war 2006 ein ganz besonderes Jahr. 60 Jahre WP, 
sechs Jahrzehnte Verbundenheit mit den Menschen in Südwestfalen: Der 
vielseitige Blick zurück im Stolz brachte uns und die Leser noch ein 
Stück näher zusammen. Wir wünschen und arbeiten daran, dass diese 
Partnerschaft an guten wie an schlechten Nachrichten-Tagen eng, 
erfolgreich und vertrauensvoll bleibt.
 Jahreswechsel - das war und ist die Zeit des Rückblicks und der 
Vorausschau. Mit etwas Abstand relativiert sich manche Aufgeregtheit 
zur Nebensache. Auch weniger glückliche Entwicklungen können im 
Nachhinein noch eine positive Wirkung haben, wenn daraus Lehren für 
die Zukunft gezogen werden.
 Nehmen wir die Gesundheitsreform: Der Reform-Ruf ist miserabel, die 
verbleibende Zeit zur Besserung muss genutzt werden. Wenn 
Wunsch-Vorstellungen schon nicht durchsetzbar sind, so sollte doch 
der Gerechtigkeits-Gedanke nicht vergessen werden. Mehr Lasten für 
die Versicherten in Nordrhein-Westfalen als für 
Krankenkassen-Mitglieder in Brandenburg oder Sachsen-Anhalt? Das 
Verständnis für die Fortsetzung der Ungleichheit würde sich in sehr 
engen Grenzen halten.
 Fakt ist: Das Zusammenwachsen der alten und neuen Bundesländer ist 
auch nach vielen Jahren des Einig-Deutschland nicht wirklich 
vollzogen. Die meisten "Westler" interessieren sich herzlich wenig 
für "drüben" - und umgekehrt. Vielen Menschen diesseits der Elbe gilt
der Osten noch immer als zu oft wehklagende Region der versickernden 
Unterstützungs-Milliarden. Umgekehrt ist es eine gefühlte 
Benachteiligung, die fremdeln lässt.
 Dabei ist die Bundeskanzlerin das beste Beispiel für erlebten 
Wandel. Gestern noch Ostzone, morgen Europa-Präsidentin: Angela 
Merkel ist zur beherrschenden, international anerkannten politischen 
Figur des Landes geworden. An der Spitze der großen Koalition hat sie
noch keine Grundlagen für mehrseitige Erwähnung in Geschichtsbüchern 
geschaffen, aber so schlecht wie mitunter beschrieben ist die 
Leistungsbilanz der CDU-Chefin nicht.
 Wenn der SPD-Vorsitzende Kurt Beck in Sachen Reformen auf der 
Populär-Klaviatur spielt ("Man darf de Leut nicht zuviel zumuten"), 
spricht das nicht unbedingt gegen Merkel. Denn notwendige 
Veränderungen wird auch Beck nicht verhindern können und wollen. 
Tatsächlich greift der volksnahe Pfälzer auf, was "Volkes Stimme" 
denkt: Reformen bitte mit Augenmaß. Und Luftholen muss auch sein. 
Äußerungen wie die von Arbeitsgeber-Präsident Hundt, dem 
Dauer-Forderer, nerven. Man sollte die Reform-Kirche im Dorf lassen.
 Dass bei den Reform-Bestrebungen im kommenden Jahr eine gewisse 
Beruhigung eintreten wird, hat ganz praktische Politikgründe. Die 
Bundesregierung, speziell die Kanzlerin, ist mit dem Vorsitz in der 
Europäischen Gemeinschaft und der Ausrichtung des G8-Gipfels der 
mächtigsten Staaten zeitlich stark gefordert. Falsch wäre es, aus der
herausgehobenen deutschen Stellung eine bleibende Position der Stärke
in der Welt abzuleiten. China, Indien, auf dem Energiesektor auch 
Rußland - das sind Mächte, deren Stärken immer deutlicher werden. Die
Welt dreht sich nicht um Deutschland.
 Wir können allerdings ein starkes, erfolgreiches und weithin 
geschätztes Land sein. Es liegt auch an uns. Viele Sympathien haben 
wir im Sommer der Deutschlandfähnchen gewinnen können. Wir zeigten 
uns für wunderschöne Fußballwochen als Land des Lächelns. Warum 
lächeln wir 2007 nicht einfach weiter? Denn es gibt gute Gründe, froh
zu sein in diesem Land.
 Probleme sind dazu da, bewältigt zu werden. Die nach Umfragen wieder
positive Grundstimmung lässt hoffen. Packen wir es an.

Pressekontakt:

Rückfragen bitte an:
Westfalenpost
Redaktion

Telefon: 02331/9174160

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