Westfalenpost: Nicht zum Nulltarif Familie zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Hagen (ots)
Von Susanne Schlenga
Die Familie. Kaum ein Begriff ist in den vergangenen Monaten mehr politisch benutzt worden, dient die Familie doch als möglicher Ausweg aus der Altersfalle, in die unsere Gesellschaft zunehmend rutscht. Angesichts der neuen Allensbach-Studie müssten die Rentenverantwortlichen frohlocken, die Familie klettert in der Gunst gerade Jugendlicher rasant nach oben. Offen bleibt allerdings, wie viel Wunsch und wie viel Wirklichkeit ist. Kaum jemand gibt als Lebensziel ein Dasein als Single an. Karriere ja, aber dann auch Familie. Doch der Weg vom Single zum Paar ist - so lassen einträgliche kommerzielle Verkupplungsangebote vermuten - hürdenreich, der Weg vom Paar zur Familie nochmals steinig. Und die Familie dann auch noch so zu gestalten, wie es in Traum und so mancher Werbebotschaft erscheint, lässt manches Paar schon vor dem ersten Kind scheitern. Oder - und das ist weit dramatischer - die Familie scheitert mit und an den Kindern. Gewalt, Verwahrlosung, sozialer Abstieg - funktioniert das Modell Familie nicht, zerbricht nicht nur eine Struktur, sondern oft auch der Mensch selbst. Das positive Image der Familie nutzt die Politik gerne strategisch aus. Familie und Beruf sollen vereinbar, Familien finanziell besser gestellt werden. Familien sind Wähler. Ebenso die, die erst von Familie träumen. Also wird viel versprochen. Gehalten aber längst nicht alles. Und eine Wahrheit ist in der öffentlichen Diskussion auch nicht sehr beliebt: Familie gibt es nicht zum Nulltarif. Wer sich Wärme und Geborgenheit wünscht, muss auch von sich ein Stück abgeben: Zeit, Liebe, Aufmerksamkeit, Geduld . . .
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