Westfalenpost: Besser wissen
Hagen (ots)
Terrorfahnder vernetzen ihre daten Von Winfried Dolderer Dass die Behörden den in Guantanamo einsitzenden Bremer Murat Kurnaz jahrelang lieber nicht nach Deutschland zurückkehren lassen wollten, hatte unter anderem folgenden Grund: Kurnaz soll die Anschläge vom 11. September als den "Willen Allahs" bezeichnet haben. Hat er sich damit als Sympathisant des islamischen Terrors, gar als möglicher Nachahmungstäter, zu erkennen gegeben? Oder hat er schlicht als tiefgläubiger Mensch der Ansicht Ausdruck verleihen wollen, dass alles, was auf dieser Welt geschieht, irgendwie der Wille Gottes ist? Ob einer verdächtig ist oder nicht, ob man sich ängstigt oder nicht, ist eben oftmals eine Frage der Interpretation. In jedem Fall wäre Kurnaz ein Kandidat für die Anti-Terror-Datei gewesen, mit der jetzt erstmals Polizei und Geheimdienste ihre Erkenntnisse über mutmaßlich gefährliche Moslems gemeinsam nutzen und auswerten. Innenminister Schäuble sieht darin ein Zeichen, dass Deutschland die Bedrohung durch den islamischen Terror weiterhin sehr ernst nehme. Dass ein größerer Anschlag hier bislang ausgeblieben ist, hat außer mit Glück wohl auch damit zu tun, dass die Behörden bereits ohne Anti-Terror-Datei vieles von dem, worauf es ankam, wussten. Dass freilich die Staatssicherheit umso größer ist, je mehr Erkenntnisse man sammelt, ist eine Vermutung, die spätestens durch die deutsche Geschichte des Jahres 1989 widerlegt ist. Es sind ja auch nicht immer nur hochkarätige Fakten, die in solche Dateien eingehen. Oft genug sind es Geschichten vom Hörensagen, Übertreibungen, Gerüchte. Im Fall Kurnaz ist das, wie sich herausgestellt hat, so gewesen.
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