Westfalenpost: Eingeschränkt positiv Muslime gründen einen Dachverband
Hagen (ots)
Von Andreas Thiemann
Grundsätzlich ist die Gründung eines Koordinierungsrates muslimischer Verbände in Deutschland natürlich zu begrüßen. Schließlich ergibt sich daraus überhaupt erstmals die Möglichkeit, einen übergeordneten Ansprechpartner zu finden. Allerdings folgt die kritische Einschränkung sogleich nach, denn von einer annähernd repräsentativen Situation kann auch weiterhin leider nicht die Rede sein. Die ohnehin höchst mühsam zusammen gefundenen Vereinigungen stehen lediglich für etwa 15 Prozent der 3,5 Millionen Muslime in unserem Land. Dass ihr Sprecher zudem alle sechs Monate im Vierergremium reihum wechselt, lässt auf keine große Kontinuität in der verbalen Außenwirkung hoffen. Dennoch: Es ist ein erster Schritt, die traditionell zersplitterten Moslem-Gruppen als eine verantwortungsbewusste Gemeinschaft im politischen wie religiösen Dialog zu erkennen. Dass der Dachverband seinerseits nun gleich Gegenleistungen des Staates erwartet und damit selbstbewusst die Gleichstellung mit den beiden großen Volkskirchen unseres Landes im Blick hat, mag aus muslimischer Sicht verständlich sein, steht aber gegenwärtig überhaupt nicht zur Diskussion. Vielmehr muss sich das künstliche Konstrukt nun erst einmal innerhalb der eigenen Reihen bewähren. In dieser Hinsicht hat die eigentliche Überzeugungsarbeit erst begonnen.
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