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Neues Deutschland: zur LINKEN und ihren Abgeordneten der DKP

Berlin (ots)

Zugegeben, ich bin vorbelastet. Wie oft habe ich
während meiner Bonner Korrespondentenzeit Ende der 80er Jahre mit 
Genossen der DKP zusammengesessen, bewegt ihren Geschichten von 
Illegalität und Berufsverboten zugehört, bedauernd zur Kenntnis 
genommen, dass in dieser vorgeblich offenen Bundesrepublik keiner mit
ihnen etwas zu tun haben wollte. Und bisweilen leicht belustigt ihren
Lobesliedern über meine - und es war wirklich meine - DDR zugehört. 
Wie oft fing ich skeptische Blicke ein, wenn ich nur vorsichtig 
Probleme umriss oder provokant fragte, ob die Genossen die DDR auch 
noch so toll fänden, wenn sie ihren nächsten Urlaub nicht in Italien 
verbringen könnten und womöglich Ärger bekämen, wenn sie 
allmontäglich am Kiosk nach dem »Spiegel« fragen würden. Dass die 
Ausgegrenzten und Stigmatisierten lieber von einer heilen Welt 
träumen, ist verständlich. Dass das Scheitern einer Idee erträglicher
wird, wenn man fast 20 Jahre danach deren Praxistest quer Beet 
heiligt, jedoch ein Irrtum.
 Ohne Zweifel: Die niedersächsische Kandidatin mit DKP-Parteibuch hat
mit ihren Äußerungen zu Stasi und Mauer der LINKEN einen Bärendienst 
erwiesen. Das, was Christel Wegner da ziemlich ungelenk zu Protokoll 
gegeben hat, zeugt weder von Sachkenntnis noch von der Fähigkeit zu 
differenzieren - und schon gar nicht davon, mit den Jahren ein 
bisschen klüger geworden zu sein. Dass sich alle anderen Parteien 
kurz vor einer Wahl genüsslich auf die LINKE stürzen und ihr Mütchen 
mit allerlei Parolen zu kühlen versuchen, wäre in den Skat zu drücken
- weil es so neu nicht ist, die PDS seit ihrer Existenz begleitet und
dennoch nicht die erwünschten Erfolge zeitigte. Nicht nur im Osten. 
Auch Bremen hat das gezeigt, Niedersachsen, Hessen - und auch Hamburg
wird zeigen, dass immer mehr das Spiel durchschauen. Aber nicht in 
den Skat drücken kann man, dass durch solcherlei Albtraumtänzerei - 
wobei Medien hilfteich waren - die sich endlich zusammenraufende 
Linke, die freilich viel größer als die Partei DIE LINKE ist, 
künftige Mitstreiter verlieren kann. Jene, die die Alternative schon 
ahnen, vielleicht wählen -  und durch derlei Rückfälle in berühmte 
alte Denkmuster von der Diskrepanz zwischen Programmatik und 
Protagonisten abgestoßen werden.
 Allerdings ist der Aufschrei bei der LINKEN auch nicht 
nachzuvollziehen. Dass DKP drin ist, wo DKP draufsteht,  kann die 
Genossen nicht wirklich überraschen. Und ob ein Programmatik-TÜV, wie
er Bodo Ramelow und Ulrich Maurer künftig vor der Vergabe von 
Listenplätzen vorschwebt, das Problem zwischen Auf- und Verklärung 
behebt, darf  heftigst bezweifelt werden. Überdies gehören 
Treueschwüre auf die große Sache - Parteiverfahren sind gegen 
Parteifremde nun mal kein Mittel - auch in die Zeit, an der Christel 
Wegner gerade mal wieder grandios gescheitert ist. Die Vielfalt in 
der Linken stellt sich nur aus Nähe her - und  der Bereitschaft, 
tatsächlich aus der Vergangenheit zu lernen. In Fakten wie Methoden.

Pressekontakt:

Neues Deutschland
Redaktion / CvD

Telefon: 030/29 78 17 21

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