Neues Deutschland: Heiße Luft beim Klimadialog
Berlin (ots)
Seit mehr als drei Jahren verhandeln die Teilnehmerstaaten des Kyoto-Protokolls über eine Nachfolgevereinbarung - faktisch ergebnislos. Es gab seither einige freiwillige Verpflichtungen, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Doch die liegen meilenweit entfernt von dem, was nötig wäre, um die Klimaerwärmung auf zwei Grad zu begrenzen. Auf diesen Zielwert immerhin konnte man sich 2009 in Kopenhagen sogar mit den USA einigen. Angesichts dieser Vorgeschichte des 3. Petersberger Klimadialogs wirkt die Hoffnung der Bundesregierung auf Vertrauensbildung durch vertrauliche Gespräche bestenfalls naiv. Denn die bisherigen Verhandlungen auf UNO-Ebene scheiterten ja nicht am mangelnden Vertrauen der Staaten untereinander, sondern am Unwillen - oder der Unfähigkeit - aller Beteiligten, das bisherige, auf Wachstum fixierte Wirtschaftsmodell ernsthaft in Frage zu stellen. Solange ausgerechnet Deutschland jede Gelegenheit nutzt, die eigene Industrie vor Sparanstrengungen bei Sprit- und Energieverbrauch zu schützen, kann das Selbstlob der Kanzlerin niemanden in der Welt überzeugen. Wir als reiches Land schaffen es nicht einmal, die Lasten der energetischen Sanierung älterer Häuser sozial gerecht aufzuteilen, doch von Indien oder China verlangen wir, ihren wachsenden Energiehunger zu bremsen. Dabei liegt deren Pro-Kopf-Verbrauch noch immer um Größenordnungen unter unserem. Ob informell in Berlin oder mit der UNO in Katar - ohne radikale Änderungen in den Industrieländern bleibt alles heiße Luft.
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