neues deutschland: Zu den Ostermärschen
Berlin (ots)
Wer die Ostermärsche vor 20 Jahren mit heutigen vergleicht, kann zum Ergebnis kommen, dass sie inzwischen ein Schatten ihrer selbst sind. Eine Nachhut. Angesichts der realen Beteiligung Deutschlands an militärischen Konflikten ein beunruhigender Befund. Denn zu den Hochzeiten der Ostermärsche war der Krieg reale Gefahr, aber nicht zu erleiden. Das hat sich geändert. Die Beteiligung Deutschlands ist real. Er wird erlitten. Nur nicht hier. Dennoch ist es voreilig zu meinen, Frieden sei kein interessierendes Thema mehr. Umfragen etwa über Auslandseinsätze der Bundeswehr offenbaren immer wieder klare Mehrheiten. Richtig ist freilich, dass Frieden kein öffentliches Thema mehr ist. Mit unterschiedlichen Intentionen stellen das gern jene Verwirbeler öffentlicher Meinung fest, die ihm sonst keinen Raum für Debatten geben. Und die Behauptung, Ostermärsche verlören an Bedeutung, klingt wie eine Art Siegesmeldung. Kein Wunder, sie kommt aus den Reihen des Bundesverbandes der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie. Doch gerade darin liegt die Bedeutung der Ostermärsche. Sie zeigen den Bodensatz der Erregung, der sich selbst in Zeiten wie diesen nicht beschwichtigen lässt. Das Potenzial ist mächtiger als die Vorboten. Wie bei ungeliebten Großprojekten der Zorn erst aufsteigt, wenn vermeintliche Sicherheiten sich vor aller Augen auflösen. Allerdings ist es ein Potenzial von Angst, auf das man bauen muss und deshalb nicht hoffen möchte. Dennoch: Die Ostermarschierer von Heute sind keine Nachhut, sondern Vorboten.
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