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Neues Deutschland: zu den Arbeitsmarktzahlen

Berlin (ots)

Es ist ein Recht aller Politiker, gute Nachrichten
sich selbst und schlechte stets den anderen zuzuschreiben. Ausgiebig 
geschah dies gestern in Berlin, wo die SPD die Unterschreitung der 
»magischen« Grenze von vier Millionen Arbeitslosen mit den rot-grünen
Reformen begründete, während Unionspolitiker gerade eine 
vermeintliche Abkehr von der rot-grünen Politik dafür verantwortlich 
machten.
 Ehrlicher war kürzlich der Magdeburger SPD-Minister Bullerjahn im 
Interview mit dieser Zeitung: Sprudelnde Steuern, sinkende 
Aufwendungen für Arbeitslose - man habe einfach »Glück gehabt«. Die 
Konjunktur verläuft in Zyklen, und Merkel hat einen günstigen Moment 
erwischt. Nach Jahren der Stagnation wurde wieder investiert. Dieser 
Impuls erreicht nun den Arbeitsmarkt - wobei das etwa sechsprozentige
Investitionsplus angesichts der sagenhaften Gewinne der 
Großunternehmen noch eher gering ist.
 Euphorie ist trotz allen Aufatmens nicht angebracht. Die 
Ost-West-Spaltung besteht auf nur geringfügig niedrigerem Niveau 
weiter, ebenso die Verfestigung der Langzeit- und der 
Altersarbeitslosigkeit. Viele Stellen sind in der Zeitarbeitsbranche 
entstanden und können schnell wieder verschwinden. Zu den Kehrseiten 
der Entwicklung gehört auch der neue Rekord an Privatinsolvenzen, der
ebenfalls gestern gemeldet wurde. Jeder zehnte Erwachsene gilt 
inzwischen als überschuldet: Wo der Sozialstaat verschwindet und die 
Löhne bröckeln, entsteht eine neue Schicht arbeitender Armer.

Pressekontakt:

Rückfragen bitte an:
Neues Deutschland
Redaktion / CvD

Telefon: 030/29 78 17 21

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