Neues Deutschland: zum Zustand der Großen Koalition in Lichte der Bremen-Wahl
Berlin (ots)
Wo er Recht hat, hat er Recht. Der Einschätzung Edmund Stoibers, vier Jahre Große Koalition seien genug, dürften viele Bundesbürger - und zwar weit über Bremen hinaus - zustimmen. Vom endlosen Gelabere und unentschiedenen Gewabere zwischen Union und SPD können die Menschen landauf, landab ein Lied singen. Aktuell dürfen Bürger in Brandenburg, an der Küste, in Sachsen und in Sachsen-Anhalt Kostproben gebremster Leidenschaft in einer Zwangsehe genießen. Alle zusammen werden wir kleinkarierten Streits oder handfesten Ehekrachs mit anschließender halbherziger Versöhnung ansichtig, mit denen Merkel und Müntefering den Lebensabschnittsbund zu beleben suchen. Vier Jahre können lang sein. Und nicht abzusehen ist, ob der Wähler 2009 scheidet, was er 2005 verband. Denn so wenig überzeugend die Zahlen für Sozial- wie Christdemokraten auch sind, siehe Bremen, für gemeinsames Regieren reicht es notfalls immer noch. Noch! Denn Bremen hat auch gezeigt, dass aufgeklärte Zeitgenossen mit ihrer Stimme umzugehen wissen. Was für Aufregung bei den beiden vorgeblichen Volksparteien sorgt - aber nicht zum Umdenken. Die SPD zelebriert die Ausgrenzung der Linken nach altem Reflex, die Union versucht, die Grünen auszubooten. Die Großkoalitionäre werden sich wie ein altes Ehepaar immer ähnlicher - zum Happyend wird es dennoch nicht reichen. Das Mitleid könnte sich in Grenzen halten - wenn nicht das Land weitere vier Jahre verloren hätte.
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