INSIGHT Health zur Entwicklung auf dem deutschen Apothekenmarkt in den ersten neun Monaten 2006
Der Markt tritt nach Zuwächsen zu Jahresbeginn auf der Stelle - Marginales Umsatzplus bei Mengenrückgang
Waldems-Esch (ots)
In den ersten neun Monaten diesen Jahres verharrte der Umsatz auf dem deutschen Apothekenmarkt nahezu unverändert auf dem Vorjahresniveau. Der Umsatz lag zu Herstellerabgabepreisen bei knapp 16,3 Mrd. EUR und damit nur 0,6 Prozent über dem Vergleichzeitraum des Vorjahres. Gleichzeitig ging die Menge der abgegebenen Packungen um ca. 3,2 Prozent zurück. Damit ist das Wachstum, das im ersten Quartal zu verzeichnen war, neutralisiert. Für die verbleibenden Monate diesen Jahres erwarten die Experten von INSIGHT Health, dass sich die negative Entwicklung der letzten beiden Quartale fortsetzt und womöglich sogar noch beschleunigt. Das geht aus den aktuellen Zahlen von INSIGHT Health hervor, die diese sowohl auf der Basis der Großhandelseinkäufe der öffentlichen Apotheken, als auch der direkt vom Hersteller in die Apotheken gelieferten Präparate ermittelt.
Einzig die patentgeschützten Präparate konnten über alle drei Quartale des laufenden Jahres sowohl einen nennenswerten Umsatzzuwachs als auch eine Steigerung bei der abgegebenen Menge verzeichnen. So stieg der Umsatz in den ersten neun Monaten um gut 14 Prozent auf fast 5,4 Mrd. EUR zu Herstellerabgabepreisen. Die Menge stieg im gleichen Zeitraum um ca. acht Prozent. Bei insgesamt stagnierendem Markt konnten die patentgeschützten Präparate damit ihren Umsatzanteil auf ein Drittel (33,4 Prozent) des gesamten Apothekenmarktes steigern. Allerdings nahm auch bei diesen Präparaten die Dynamik im Jahresverlauf deutlich ab. Lag das Umsatzplus im ersten Quartal noch bei knapp 22 Prozent, so ging es über 12 Prozent in den Monaten Mai bis Juni auf 9,2 Prozent im dritten Quartal zurück.
Eine vergleichbare Entwicklung verzeichneten im Jahresverlauf auch die Generika allerdings mit dem Unterschied, dass hier die Entwicklung insgesamt leicht ins Minus drehte. So ging der Umsatz mit Generika in den ersten neun Monaten diesen Jahres gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um etwa 0,3 Prozent auf knapp 560 Mio. EUR zurück. Die Zahl der abgegebenen Packungen sank im gleichen Zeitraum um knapp 1,7 Prozent.
Den deutlichen Rückgang im zweiten und dritten Quartal führen die Experten von INSIGHT Health in erster Linie auf die zahlreichen Markteingriffe des Arzneimittelversorgungs-Wirtschaftlichkeitsgesetzes (AVWG) zurück, das seine Wirkung vor allem ab Mai diesen Jahres entfaltet hat. Dies gilt insbesondere für die Neuregelungen bei den Festbeträgen, aber auch für die Erhöhung der Zwangsrabatte, das Verbot von Naturalrabatten, das vor allem das Marktgeschehen im Generikamarkt im Jahresverlauf beeinflusst hat und die Möglichkeit, Versicherte bei der Verordnung besonders preisgünstiger Medikamente ab Juli von der Zuzahlung zu befreien. Der Effekt dieser Regelungen zeigt sich deutlich, wenn man die Marktentwicklung bis zum Inkrafttreten des AVWG und danach differenziert betrachtet. Verzeichneten beispielsweise die Generika von Januar bis einschließlich April einen Umsatzzuwachs von 15 Prozent, so ging ihr Umsatz in den folgenden fünf Monaten um 12,3 Prozent zurück.
Wie stark preisbezogene Markteingriffe wirken, zeigt auch ein Blick in die Entwicklung der Arzneimittelumsätze bei den einzelnen Indikationen. In den Indikationen, in denen der Anteil festbetragsgeregelter Präparate besonders hoch ist, sind zum Teil drastische Umsatzrückgänge zu verzeichnen. Umgekehrt liegt in den 14 Indikationsgruppen, die in den ersten neun Monaten ein zweistelliges Wachstum und einen Umsatz von über 100 Mio. EUR zu Herstellerabgabepreisen erzielten, bei 12 der Anteil der festbetragsgeregelten Präparate unter 10 Prozent.
Angesichts dieser Fakten gehen die Experten von INSIGHT Health davon aus, dass sich die rückläufige Entwicklung in den verbleibenden Monaten diesen Jahres fortsetzen wird. Dies gilt umso mehr, als im November die zweite Tranche von Präparaten in Kraft treten wird, für die die Zuzahlung entfällt, wenn sie auf einem von den Krankenkassen festgelegtem Preisniveau unterhalb des jeweils geltenden Festbetrages liegen.
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