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PM Gefährdete Lebensräume im Naturschutzgebiet Lange Dreisch und Osterberg wiederhergestellt

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Gefährdete Lebensräume im Naturschutzgebiet Lange Dreisch und Osterberg wiederhergestellt

In der vergangenen Woche waren schwere Maschinen im Naturschutzgebiet Lange Dreisch und Osterberg im Einsatz. Zur Wiederherstellung von artenreichen Kalkhalbtrockenrasen wurden zwei Flächen, darunter eine ehemalige Weidefläche westlich der ehemaligen Panzerwaschanlage, von aufkommendem Gehölz und Bäumen befreit. Die Flächen sollen ab dem kommenden Frühjahr extensiv beweidet werden.

Kalkhalbtrockenrasen sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz geschützt und gehören zu den artenreichsten und gefährdetsten Lebensräumen Niedersachsens. Selten gewordene Tierarten – unter anderem Schmetterlinge wie der Silbergrüne Bläuling oder das Esparsetten-Widderchen, genauso wie zahlreiche Wildbienen, Heuschrecken oder auch Orchideen – finden auf den gefährdeten Kalkhalbtrockenrasen ideale Lebensbedingungen. Gleichzeitig bedürfen diese Offenlandschaften naturschutzfachlicher Pflege, ansonsten werden sie mit der Zeit von Bäumen und Sträuchern überwuchert und die für Kalkhalbtrockenrasen-Lebensräume typische Tier- und Pflanzenwelt verschwindet.

Kalkhalbtrockenrasen soll dauerhaft erhalten bleiben

Auf der einen halben Hektar großen, einstigen Weidefläche haben sich mittlerweile Schlehen, Weißdorn und Kirsche durchgesetzt. Ein Großteil der aufgekommenen Vegetation wurde deshalb im Rahmen der Maßnahme mithilfe eines Forstmulchers entfernt. Einige große Bäume bleiben als schattenspendende Landschaftselemente sowie als wichtiger Lebensraum unter anderem für Insekten und Vögel erhalten. Im Anschluss soll die Fläche wieder extensiv beweidet werden. Dabei kommen zunächst Ziegen und dann Schafe als „tierische Landschaftspfleger“ zum Einsatz. Sie fressen die aufkommende Vegetation und verhindern so ein erneutes Zuwachsen der Fläche. Auf einer benachbarten Fläche, die bereits beweidet wurde, wurden ebenfalls Gebüsche entfernt, sodass auch dort die Offenlandschaft weiter erhalten bleibt und sich Kalkhalbtrockenrasen durchsetzen kann.

Die Maßnahmen wurden entsprechend des Managementplans für das „Nationale Naturerbe Himmelsthür“ umgesetzt und von der Ökologischen Station Hildesheim und der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Hildesheim koordiniert. Im Nationalen Naturerbe Himmelsthür finden sich mit flachgründigen, sonnenexponierten, nährstoffarmen Standorten auf Muschelkalk ideale Bedingungen für Kalkhalbtrockenrasen.

Es besteht eine europarechtliche Verpflichtung, Kalkhalbtrockenrasen, die durch die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) als Lebensraumtyp 6210 unter Schutz gestellt sind, zu erhalten und wiederherzustellen.

PRESSEFOTOS

Die unter folgendem Link verfügbaren Bilder dürfen unter Angabe des Copyrights zu redaktionellen Zwecken honorarfrei verwendet werden: Zum Download.

HINTERGRÜNDE

Kalkhalbtrockenrasen

Kalkhalbtrockenrasen besiedeln basenreiche Kalk, Dolomit- und Gips-Böden trockenwarmer Standorte mit relativ geringer Winterkälte und hohen Sommertemperaturen. In Niedersachsen haben sich durch menschlichen Eingriff im Verlauf von Jahrhunderten Kalkhalbtrockenrasen als wertvolle Lebensräume durch extensive Beweidung und Mahd ausgebreitet. Nach Aufgabe der großflächigen Allmenden mit ihren Extensivweiden im 19. Jahrhundert wurde der überwiegende Teil der Kalkhalbtrockenrasen aufgeforstet oder in gedüngtes Grünland umgewandelt.

Die Bestände von Kalk-(Halb-)Trockenrasen sind weiter rückläufig. Mittlerweile sind die Biotoptypen der Kalkmagerrasen in der Roten Liste als gefährdet bzw. stark gefährdet eingestuft. Der Flächenverlust durch Verbuschung nach Nutzungsaufgabe schreitet weiter fort und betrifft vor allem kleinere Restflächen außerhalb der Schutzgebiete. Der überwiegende Teil der verbliebenen Restflächen wird heute durch Pflegemaßnahmen des Naturschutzes erhalten.

Im Naturschutzgebiet Osterberg und Lange Dreisch sind zu schützende Zielarten, die auf Kalkhalbtrockenrasen vorkommen u.a.: Orchideenarten wie Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera), Stattliches Knabenkraut (Orchis mascula), Gewöhnliche Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea) sowie weitere charakteristische kalk-, licht- und wärmeliebende Pflanzenarten wie u.a. Hufeisenklee (Hippocrepis comosa), Deutscher Enzian (Gentianella germanica), Großes Schillergras (Koeleria pyramidata) oder Skabiosen-Flockenblume (Centaurea Scabiosa), zudem Vögel wie der Wendehals (Jynx torquilla), der Neuntöter (Lanius collurio), Reptilien wie die Zauneidechse (Lacerta agilis) oder Insekten wie die Große Heideschrecke (Stenobothrus lineatus).

Ökologische Station Hildesheim

Die Ökologische Station Hildesheim (ÖSHI) hat seit Anfang des Jahres das Management und die Vor-Ort-Betreuung von Schutzgebieten in Stadt und Landkreis Hildesheim als Hauptaufgabe übernommen. Erst im März dieses Jahres hatte die Heinz Sielmann Stiftung als Trägerin der ÖSHI gemeinsam mit der Paul-Feindt-Stiftung, dem Landkreis und der Stadt Hildesheim den offiziellen Start der Einrichtung bekanntgegeben. Eine enge Zusammenarbeit mit weiteren lokalen Akteuren ist Voraussetzung für die Arbeit der Station. In diesem Zusammenhang ist den vier Partnern der ÖSHI sehr daran gelegen, die großen Naturschutzverbände sowie -gruppen in diese Arbeit einzubeziehen. Zudem ist die Kooperation der Land- und Forstwirtschaft erwünscht und besonders wichtig.

Mehr erfahren unter: https://www.oeshi.de

Ökologische Station Hildesheim (ÖSHI)
Leiterin Lea Stanke
Am Wildgatter 60
31139 Hildesheim
Mobil: +49 175 730 88 48
Fax: 05527 914-100
 lea.stanke@oeshi.de
 https://www.oeshi.de
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