R+V erwartet Millionenschäden durch Tierseuchen
Wiesbaden (ots)
Blauzungenkrankheit, Afrikanische Schweinepest und Vogelgrippe: In Deutschland grassieren gleich mehrere Tierseuchen. Die R+V, Deutschlands größter landwirtschaftlicher Tierversicherer, rechnet mit Schäden in Millionenhöhe.
"Die Blauzungenkrankheit breitet sich derzeit explosionsartig in Deutschland aus", sagt Carsten Reimer, Agrarexperte bei der R+V Versicherung. "Bei uns gehen täglich neue Schadenmeldungen ein." Die anzeigepflichtige Tierseuche trifft Wiederkäuer wie Rinder, Schafe und Ziegen. 2006 wurde die Blauzungenkrankheit erstmals nach Mitteleuropa eingeschleppt, übertragen wird sie von kleinen Stechmücken, den sogenannten Gnitzen.
"Die feuchtwarme Witterung in diesem Sommer befeuert die Mückenpopulation und damit die Ausbreitung der Blauzungenkrankheit", erklärt Reimer. "Wir rechnen mit einem ähnlich schlimmen Ausmaß wie bei dem Seuchenzug von 2007/2008." Damals wurden in Deutschland rund 26.000 infizierte Wiederkäuer registriert, die Dunkelziffer dürfte weit höher gelegen haben. Die R+V verzeichnete bei ihren Kunden in der Ertragsschadenversicherung einen Gesamtschaden rund von 14 Millionen Euro. Beim aktuellen Seuchenzug erwartet der Versicherer Schäden in einer vergleichbaren Größenordnung. Bei Rindern erkranken vor allem Milchkühe nach der Kalbung schwer. "Die Kühe geben dann weniger oder keine Milch mehr", berichtet Reimer. "Für die Landwirte bedeutet das massive Einbußen." Eine staatliche Entschädigung gibt es nicht. Rinderhalter können sich mit einer R+V-Ertragsschadenversicherung vor den finanziellen Folgen schützen.
Afrikanische Schweinepest trifft Landwirtschaft in der Haupterntezeit
Gleichzeitig breitet sich in Deutschland die Afrikanische Schweinepest (ASP) weiter aus, speziell in Hessen und inzwischen auch in Rheinland-Pfalz sowie in Baden-Württemberg. "In Hessen gibt es vergleichsweise wenige auf Schweine spezialisierte Landwirte. Infiziert sich eines der Tiere, muss aber gleich der ganze Bestand des Hofes getötet werden", sagt Reimer. In diesem Fall gibt es staatliche Ausgleichzahlungen. Für die übrigen Schweinehalter im Sperrbezirk geht der Erlös für Schlachttiere gegen Null und die Landwirte müssen die zusätzlichen Kosten für Blutproben und Transport tragen. Diese Einbußen werden nicht durch den Staat aufgefangen, ein finanzielles Sicherheitsnetz bietet die R+V-Ertragsschadenversicherung.
Gravierende Folgen hat ein ASP-Ausbruch auch auf den Ackerbau. In den Sperrzonen gelten strenge staatliche Auflagen. "Säen, düngen, ernten - all das wird dort eingeschränkt oder sogar verboten", erläutert der R+V-Agrarexperte. Der Hintergrund: Die Erreger der Tierseuche überdauern lange in der Umwelt, die Weiterverbreitung in andere Regionen soll unbedingt verhindert werden. Deshalb dürfen Wildschweine nicht aufgescheucht werden - etwa durch Spaziergänger, Hunde oder landwirtschaftliche Maschinen.
"Das trifft die Bauern und Winzer in der Haupterntezeit", erklärt Carsten Reimer. In den Sperrzonen braucht es eine Sondergenehmigung für die Feldarbeit, die Äcker müssen vorher mit Drohnen abgeflogen werden. Schon eine kurze Verzögerung entscheidet über die Qualität der Ernte. Es gibt zwar staatliche Entschädigungen, oft dauert es aber lange, bis die Gelder fließen. Die ASP-Ernteversicherung der R+V kommt zeitnah für den Verlust durch den ASP-Ausbruch auf und sichert so die Liquidität der Landwirte. Für die Wertminderung der Ernte in den betroffenen Regionen bietet der Staat keinen Ersatz. "Hier springen wir ein und erstatten bis zu zehn Prozent des Marktpreises", sagt Reimer. Die Höhe der Schäden in Hessen durch den aktuellen Ausbruch lässt sich derzeit noch kaum abschätzen. Und trotz aller Vorsichtsmaßnahmen in den Sperrzonen: "Wir fürchten, dass die Afrikanische Schweinepest auf weitere Regionen in Deutschland übergreift", warnt Reimer.
Vogelgrippe: Schäden in Höhe von 36 Millionen Euro seit 2020
Ein kurzes Aufatmen gibt es derzeit bei der Vogelgrippe. Die R+V registriert aktuell kaum Schäden bei Geflügelhaltern - erstmals seit mehreren Jahren. "Seit Oktober 2020 wurden uns fast durchgängig Fälle von Geflügelpest gemeldet. Insgesamt verzeichnen wir für diesen Zeitraum Schäden in Höhe von 36 Millionen Euro bei unseren Versicherten", erläutert Reimer. "Das ist eine ungewöhnliche Entwicklung, denn eigentlich konzentriert sich die Geflügelpest auf das Winterhalbjahr." Die Vogelgrippe-Saison beginnt normalerweise, wenn es im Herbst kühler wird und die Zugvögel aufbrechen. Auf ihrer Route gen Süden verbreiten sie die Krankheit bei ihren Zwischenstopps in Deutschland. Mit dem Frühjahrs-Vogelzug gen Norden im April/Mai ebbt die Infektionswelle erfahrungsgemäß wieder ab. Für die Vogelgrippe-Saison 2023/2024 verzeichnete die R+V einen Gesamtschaden von über sechs Millionen Euro bei ihren Kunden in der Ertragsschadenversicherung. "Wie in den vergangenen Jahren wird die Vogelgrippe auch in diesem Herbst wieder in Deutschland aufflammen", erwartet der R+V-Agrarexperte.
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